Schmieren GEROH 6m Kurbelmast

[Moesi61]

Hallo miteinander

Hab seit 2 oder 3 Jahren einen alten 6m GEROH Militär-Kurbelmast Typ 6 Klp/FS am Balkongeländer.
Bin nicht sicher ob der von der Schweizer Armee, der Bundeswehr oder der DDR-Armee stammt...

Der Verkäufer hat mir damals gesagt, ich soll ihn regelmässig schmieren, damit die Seile nicht reissen.
Ich habe nur eine Reparaturanleitung von 1972. Da steht drinn wie man die Seile wechselt.
Aber leider nichts über die regelmässige Wartung, bzw. Schmierung.

Weiss jemand was man da alles "regelmässig schmieren" muss?
Früher konnte ich ihn locker mit einer Hand hochkurbeln, nun brauche ich ziemlich viel Kraft, obwohl ich die Reibflächen der Stangen ab und zu mit dem mitgelieferten Fett geschmiert habe (Soweit das von unten geht, ohne den massiv am Balkongeländer befestigten Mast umzulegen).

73, Stephan

[noone]

Die Seile und Rollen auch
schmieren

[mibo666]

Ab und An braucht auch Deutsche Wertarbeit (ja, den Mast kann man so bezeichnen!) etwas Wartung. Es nutzt nur wenig neues Fett auf das alte draufzuklatschen, nach 50 Jahren ist das hart wie Kernseife. Nimm den Mast runter, zerlege ihn und entferne das alte Schmiermittel, Schicht, für Schicht. Danach mit modernem LithiumFett schmieren. Die meisten Leute haben Angst vor der Erneuerung der Seile, das ist aber gar nicht notwendig wenn sie noch nicht ausgefasert oder sonstwie angegriffen sind. Besorg dir die vollständige Wartungsanleitung, die ist so gestaltet das die Wartung auch unter Feldbedingungen gemacht werden kann. Es ist nicht so schwierig, danach hast du wieder viele Jahre Freude an dem Teil. Schiebe es nicht auf die lange (Schweizer) Bank, wenn der Mast schwergängig ist, dann ist das das letzte Zeichen, danach klemmt es irgendwo und das Abbauen und Zerlegen wird RICHTIG problematisch.

Gruß

MiBo

[OffroadIgel]

Moin, als Ergänzung:

Um das alte, verharzte Fett zu lösen, kannst du es erst einmal äußerst großzügig mit WD-40, Caramba oder einem anderen, ähnlich dünnflüssigen Mittel einsprühen und das mindestens über Nacht einwirken lassen. Gerade wenn du da viele Jahre lang nichts "wirklich" gemacht hast, gilt hier die Devise "Viel hilft viel".
Bei der eigentlichen Entfernung, was also nach dem Abwischen immer noch irgendwo haftet, werden dir einige Dosen mit Bremsenreiniger sehr gute Dienste leisten.
Wenn du dir selbst einen Gefallen tun möchtest, dann mach die Arbeit an einem Tag, an dem die Sonne ordentlich Zeit hatte, den Mast zu erwärmen; auch Fett ist bei niedrigeren Temperaturen zäher, das gilt nicht nur für Öl.
Achte zudem unbedingt darauf, alles in der Umgebung der Seile a) mit Bremsenreiniger staubfrei zu machen und b) alles(!!!), was mit dem Bremsenreiniger in Kontakt kam, danach mit Öl zu benetzen. Ganz besonders, wenn es sich um blanke metallische Teile handelt. Bremsenreiniger entfettet, wodurch blankes Metall danach tierisch fix rosten kann.

[DF2JP]

Weiss jemand was man da alles "regelmässig schmieren" muss?
Früher konnte ich ihn locker mit einer Hand hochkurbeln, nun brauche ich ziemlich viel Kraft, obwohl ich die Reibflächen der Stangen ab und zu mit dem mitgelieferten Fett geschmiert habe (Soweit das von unten geht, ohne den massiv am Balkongeländer befestigten Mast umzulegen).

73, Stephan

Hallo Stefan,

das sind Armeemaste, da gibt es natürlich Service-Vorschriften...

Das komplette Handbuch habe ich Dir per Mail geschickt.

73 Joe

[Maulwurf]

Hallo,

bei Gerätschaften der Bundeswehr gibt es TDV, da sollte alles drin stehen.
Ob und wo man diese herbekommt ist die Frage.

Denke bei anderen Nutzern wird es ähnliches geben.

TDV = Technische Dienst Vorschrift

73, Stefan
Da war ich zu langsam.
Gibt es große Unterschiede bei den Geroh Masten?


Gesendet von meinem moto e30 mit Tapatalk

[OffroadIgel]

Nochmal als Ergänzung: Das in der TDV angegebene Waschbenzin kann in der Menge ordentlich ins Geld gehen, daher erneut die Empfehlung, auf Bremsenreiniger auszuweichen. Ja, ich bin ein Fan von dem Zeug, aber es hilft bei sowas wirklich ungemein Und was mit Waschbenzin behandelt werden darf, kann problemlos mit Bremsenreiniger behandelt werden. Ungleich zu Aceton usw. ist der um Längen weniger aggressiv.
Übrigens: Wenns richtig grob zugeht und gar nix mehr hilft, dann Vergaserreiniger.

[mibo666]

Bremsenreiniger ist ein guter Tipp, relativ billig gibts den bei LOUIS Motorrad, aber ich weiß nicht ob die Tante auch in der Schweiz vertreten ist.
Aber nur draußen damit arbeiten, nicht irgendwo in der hintersten Kellerecke, und die Hände danach gut mit Hautcreme pflegen, sonst entstehen ganz schnell Risse die nur schlecht heilen.

Für ganz dicke Fettschichten ist ein Fön oder gleich eine Heißluftpistole hilfreich, und jede Menge Lumpen! Außerdem Holzspatel, die Dinger vom Arzt wenn du Ahhhhh sagen musst. Damit kann man das Zeug gut runter ziehen ohne etwas zu verkratzen. Gibts bei amazon für kleines Geld.

Klingt alles furchtbar aber da ist jeder durchgegangen der sich so einen Mast für ein paar Hundert Euro gekauft hat, die die wirklich gut gepflegt sind kosten meist deutlich mehr.

Gruß

MiBo

[lonee]

WD-40 zum Reinigen, ist ja OK.
Verhaztes Zeug bekommst Du damit nicht gut weg. Um dieses anzulösen verwende ich Ballistol. (das Waffenoel).
Wenn Du Dir die Spezifikation durchliest, weißt Du warum.

Für die Drahtseile meines Versatowers nehme ich Teflonfett (zum sprühen) und die Rollen ebenfalls PTFE-Spray von Winix.
Die Seilwinden bekommen Kettenmeister an die Zähne und danach eine Schicht Sprühfett. (https://www.winix.de/produkte).
Diese Schmierstoffe verwenden wir auch in der Firma bzw. im Service.

Zwischendurch habe ich mal mit Fett aus dem Marinebereich gefettet, ging auch. Kostete letztendlich aber mehr.

[OffroadIgel]

WD-40 zum Reinigen, ist ja OK.
Verhaztes Zeug bekommst Du damit nicht gut weg. Um dieses anzulösen verwende ich Ballistol. (das Waffenoel).
Wenn Du Dir die Spezifikation durchliest, weißt Du warum.

Ich hab damit bei einem Einachser-Traktor mal sehr gute Erfolge gehabt. Da hab ich tatsächlich für eine Seite WD40 genommen und die andere Caramba, daher beide Empfehlungen.
Aber ja, Ballistol ist wohl über jegliche Kritik erhaben. Das Zeug ist einfach gut.


Fassen wir mal zusammen (bitte korrigeren, wenn ich irgendwo Unfug schreibe)

1) TDV gut durchlesen, damit schon mal die Theorie im Kopf ist.
2) Bremsenreiniger (ich empfehle aus reichlicher Erfahrung mindestens 4x400ml), Caramba/Ballistol/WD-40 in Sprühdosen besorgen. Dazu Holzspachtel, Lumpen, Fön oder Heißluftfön. Außerdem ein modernes Fett samt Pinsel.
3) Warmes, trockenes Wetter abwarten. Am besten über mehrere Tage.
4) Mast erst mal einen halben Tag in der Sonne liegen lassen, bevor er zerlegt wird.
5) Alle Zerlegeschritte (nach TDV) sorgfältig mitm Handy fotografieren.
6) Altfett mit der Konstistenz von Harzer Käse mit den Sprühölen sorgfältig einsprühen und, am besten über Nacht, einwirken lassen.
7) Altfett mit Spachtel und gegebenenfalls nach weiterem Erwärmen via Fön aus allen Ecken kratzen. Dabei immer wieder mit dem Bemsenreiniger durchspülen und dabei darauf achten, dass die Schlotze auf die Lumpen oder in einen Eimer läuft.
8 ) Lackierung Mast sorgfältig auf Beschädigungen sichtprüfen und ggf. beheben.
9) Mastinnenseite mit Sprühöl behandeln, den ganzen Rest nach TDV schmieren
10) Zusammenbau, Funktionsprüfung
11) Bier.

[lonee]

Wir haben im OV auch die Geroh-Masten. Also 2 verschieden lange davon.
Um "Mal schnell was Gutes tun" habe ich das benannte Ballistol immer verwendet. Bisher war da keine "Schmier-Generalüberholung" fällig.
Allerdings stehen die Dinger übers Jahr im Trockenen und werden immer nur fürs Fieldday rausgeholt. Da kann also so schnell nix drankommen.
Und wenn es dabei mal regnet: Abtrocknen lassen, mit Ballistol behandeln und in ein (mittlerweile getränktes) Tuch einwickeln.
So bleibt der Mast immer schön gepflegt.

Aber wenn man mal ehrlich ist, ist so ein Kurbelmast nicht für lange Aufbauzeiten gedacht.
Da wäre ein GFK-von der Ley (sofern man diesen noch bekommt) oder Alu-Teleskop wohl die bessere Wahl.
Aber etwas pflegen muss man sie dennoch.

[OffroadIgel]

Kurbelmasten sind ganz klar für regelmäßiges, schnelles Auf- und Abbauen gedacht. Hinten am Funkkoffer-Mog, Führungs-M113 etc. pp. Eigentlich ist es fast "ei Sünd' un Schand' " sowas dauerhaft draußen aufgebaut zu lassen. Speziell bei den heute aufgerufenen Apothekenpreisen dafür.

Und wäre ich der moesi, würde ich das Ding jetzt tiptop in Ordnung bringen und dann gut geölt wegstellen und mir irgendnen billigen GFK Mast von Wimo und Co an den Balkon nageln. Dafür wäre mir der Geroh echt zu schade.

[Moesi61]

Vielen Dank! Ihr seid grossartig.
Das hilft mir enorm weiter. Vor allem die Anleitung, die der Joe geschickt hat ist Gold wert.
Aber auch die vielen anderen Tips sind hilfreich. Danke allen!

Das Fett ist noch nicht kristallisiert. Der Mast wurde vor dem Verkauf vor zwei oder drei Jahren komplett gewartet.
Aber er steht halt schon seit 2-3 Jahren im Regen. Werde ihn bei nächster Gelegenheit mal vorschriftsmässig schmieren.

Und wäre ich der moesi, würde ich das Ding jetzt tiptop in Ordnung bringen und dann gut geölt wegstellen und mir irgendnen billigen GFK Mast von Wimo und Co an den Balkon nageln. Dafür wäre mir der Geroh echt zu schade.

Das geht leider nicht. Wohne im obersten Stock von einem dreistöckigen Gebäude das keinen Blitzableiter hat und habe nur ein ganz kleines Balkönchen.
Darum lass ich hier für CB- und AFu praktisch täglich mehrere verschiedene Vertikal und Loop Antennen auf und ab.
Habe viele verschiedene Antennen mit alle dem gleichen Adapter und kann sie innert ein oder zwei Minuten wechseln. Das geht ganz gut so.
Das Ganze ist auch sehr interessant für direkte Antennenvergleiche (AFu und CB).

Einen 13.5m GFK-Mast habe ich auch am Balkongeländer für all meine Drahtantennen. Aber den jeden Tag auf- und abzulassen fand ich mit der Zeit mühsam. Hab davon langsam eine Klebstreifen- und Draht-Allergie bekommen

Fernziel ist komplett auf alle Antennen verzichten zu können, die so hoch sind, dass sie einen Blitzableiter bräuchten. Für 40-80m habe ich mit der Midi Loop schon eine sehr gut funktionierende Loop Antenne im Zimmer (komme damit mit 100W mit S9+10 bis +40 in Deutschland an!!) und für 10-30m teste ich im Moment die MFJ-1786 horizontal auf dem Kurbelmast vs. vertikal in der Midi Loop drinn ...

73, Stephan

[noone]

Bloß kein Balistol, das ist was für innen fürs reinigen oder fürs Lösen von Verschmutzungen.

[OffroadIgel]

Bloß kein Balistol, das ist was für innen fürs reinigen oder fürs Lösen von Verschmutzungen.

1) Ballistol wurde hier mehrfach explizit als Mittel für das Lösen von Verschmutzungen empfohlen, konkret das Aufweichen von harzig gewordenem Fett.

2) Ballistol ist sicherlich nicht nur "für innen", da es ja schließlich anno Tobak explizit als universales Waffenöl entworfen und zwischen 1905 und 1945 von sämtlichen deutschen Armeen so genutzt wurde. Hab gehört, Schießeisen werden häufiger draußen verwendet.

3) Die Basis von Ballistol ist reines Weißöl. Unter anderem deswegen ist das Zeug meines Wissens sogar für die Schmierung von Technik im Lebensmittelbereich freigegeben. Was also soll sich darin befinden, was deiner Meinung nach ganz ganz schlecht für irgendwas wäre? Und wieso sollte Weißöl nur "für innen" geeignet sein? Das basiert auf Paraffin...

Es gibt mittlerweile gewiss modernere Schmierstoffe. Aber nach wie vor ist Ballistol ein astreines Universaöl, das sicher nicht nur für innen oder als Reinigungsmittel taugt. Wenn du etwas als Schmierstoff schlechtreden willst, dann WD40. Dessen Schmiereigenschaften sind tatsächlich eher schlecht, aber das Zeug wurde ja auch niemals als Schmiermittel entworfen, sondern zum Verdrängen von Wasser und ist nebenbei ein guter Reiniger.

Das geht leider nicht.(...)

Alles klar, habs verstanden. Hatte das so interpretiert als würdest du den guten Geroh sozusagen als praktisch dauernd ausgefahrenen ortsfesten Mast benutzen.