ZaphodBeeblebrox hat geschrieben: ↑Do 10. Nov 2022, 22:17
Die Frage ist doch: Wieviel würde in diesem Land noch funktionieren, wenn sich Leute privat nicht mehr engagieren würden?!
In welchem Land wird denn alles pfannenfertig bereitgestellt, so dass sich Private um gar nichts kümmern müssen?
Und was wäre das in einem Katastrophenfall überhaupt wert?
Ich habe gute Bekannte, die in Khao Lak und in Kamala und in Patong den Tsunami überlebt haben.
Einer davon, ein Schweizer, wurde von der Flut sogar aufs offene Meer hinausgetragen.
Die waren mit einigen wenigen Überlebenden nach der Flut für viele Tage buchstäblich zwischen Bergen von Leichen auf sich allein gestellt. Alleine in dem kleinen Dörfchen Khao Lak gab es soweit ich mich erinnere über 3000 Tote. Auch Kamala wurde komplett zerstört.
Das Hotelzimmer eines Kumpels dort aus Deutschland sah nach der Welle aus wie ein Container auf Pfählen.
Das ganze Hotel war weg. Nur sein Zimmer hing noch auf Eisen-Stützen frei in der Luft ... und er ärgerte sich beim Aufwachen erst noch über den schrecklichen Lärm, bis er anfing zu begreifen, dass da grad was unbegreifliches passiert sein muss...!
Eine Bekannte von mir aus Deutschland hat den Hurrican Kathrina im Superdome in New Orleans überstanden.
Einer meiner Brüder hat den grossen nordamerikanischen Blackout vor Ort miterlebt.
Was die erlebt haben, bis vom Staat endlich Hilfe bis zu ihnen durchkam, war schlimm bis unvorstellbar. Der Schweizer in Khao Lak konnte danach einige Jahre nicht darüber reden. Ich wusste nur, dass man das Wort "Tsunami" in seiner Gegenwart nicht aussprechen sollte... bis er mir einige Jahre später selbst seine Erlebnisse erzählt hat. Viele waren schwer verletzt und die mussten dort in diesem kleinen Dorf entlang der einzigen Durchgangsstrasse die ca. 3000 Toten buchstäblich meterhoch auftürmen, bis sich nach vielen Tagen endlich jemand auch noch um die kümmern konnte.... Zu essen und zu trinken gabs perverser Weise einige Tage lang nur Kaviar und Champagner. Das waren die einzigen Konserven, die sie in den Trümmern der Hotels finden konnten.
Die Frau in New Orleans hat im Stadion den blanken Horror erlebt und war nach dem Hurrikan 6 Monate in der Psychiatrie...
Sie hat dann lange später im TV beim Jauch ihre schrecklichen Erlebnisse geschildert.
Weit besser gings meinem Bruder. Aber bis die Gerüchte, dass Amerika angegriffen würde, endlich widerlegt wurden, hat auch er genug schlimmes erlebt. Die hatten auf einen Schlag keinen Strom, kein Telefon, kein Internet, keine Nachrichten, keine Fahrstühle, kein fliessendes Wasser in den Hochhäusern, riesen Verkehrschaos,... und nur schon eine kleine Flasche Wasser kostete schon nach wenigen Stunden 50 Dollar und mehr...natürlich in Cash! Wenn man dann überhaupt noch Bargeld hatte.
Was die erlebt haben war schlimm. Und egal was die Behörden vorbereitet hätten, das hätte in ihren Situationen kaum etwas gebracht. Diese Katastrophen waren einfach viel zu grossflächig und entsprechend waren die Rettungsräfte total überfordert. Es dauerte Tage, bis die von den "Behörden" irgendwelche Hilfe bekommen konnten. Die waren also alle komplett auf sich allein gestellt!
Trotzdem: Sie haben sich mit den anderen Menschen in ihrer Situation bestens organisiert und konnten so überleben, bzw. den Blackout durchstehen.
Die Geschichten die die erzählen sind für mich faszinierend. Und sie sind für mich beruhigend, weil ich durch ihre Schilderungen gelernt hab, dass die Menschheit auch ohne "10 Punkte Plan" und perfekte Rettungspläne durch Behörden immer einen Weg finden wird, um schlimme Ereignisse irgendwie durchzustehen. Wenn die Not gross genug ist, kann der Mensch unglaubliches leisten.
Fragt mal Eure Eltern und Grosseltern: Eine der grössten Katastrophen der menschlichen Geschichte hat Mitte der 40-er Jahre weite Teile von Europa in Schutt und Asche gelegt. Schaut mal. wie schnell die zum Teil komplett ohne entsprechende Ausbildung alles wieder aufgebaut haben!
Was ich damit sagen will: Macht Euch nicht so einen Kopf was passieren würde wenn... Das können wir sowieso nicht genau voraussagen.
Wenn tatsächlich etwas so schlimmes passiert, dann werdet Ihr reagieren. Egal, was für Schulungen Ihr gemacht hat. Ihr lernt und handelt in der Not viel schneller als Ihr denkt.
Ein funktionierendes Funkgerät könnte in solchen Situationen vielleicht eine gute Hilfe sein. Egal ob es ein PMR ist, oder ein CB- oder ein Amateurfunkgerät. Man muss es nur haben und man muss es bedienen können. Dann wird es vielleicht einmal zum wertvollen Werkzeug.
Und wenn hoffentlich keine solche Katastrophe passiert, dann erfreue ich mich erst recht an diesem schönen Hobby.
Diese Notfunk Übungen sind immer spannend und machen ja auch ziemlich viel Spass. Alleine das ist schon viel wert.
73, Moesi61