Fragen zu Polizeifunk

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Artoo
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Fragen zu Polizeifunk

#1

Beitrag von Artoo »

Hallo,
gleich zu Anfang:
- ich wusste keine bessere Rubrik, als diese hier (ggf. bitte verschieben)
- ich möchte hier keine Interna erfahren, es geht nur um technische Aspekte

Also los:
Vor wenigen Tagen gab es hier vor meinem Haus einen Polizeieinsatz (nicht wegen Funkvergehens, sondern wegen schwerer Körperverletzung!).
Dabei funkten die Beamten fleißig mit ihrer Zentrale / ihrer Polizeidienststelle.

Weil ich weiß, dass die Polizeidienststelle relativ weit entfernt ist, und die mobilen Funkgeräte der Beamten recht klein sind, stellte sich mir die Frage, wie man wohl diese Reichweite hinbekommt, bei kleinen Funkgeräten (Akkus) und Körperantennen?
Die nutzen doch bestimmt nicht viel mehr als 5 oder 10 Watt. Ist in den Polizeiautos ggf. eine Art Relaisstation verbaut, die dann mit mehr Leistung die Dienststelle kontaktiert?

Oder gibt es da andere Tricks?

Bei "unseren" Geräten, mit 5 oder 10 Watt Leistung, ist ja in der Stadt nach wenigen Kilometern Schluss mit der Reichweite.

Das der Behördenfunk digital ist, verschlüsselt, und uns nichts angeht, ist klar. Mich interessiert nur, wie man diese Reichweiten hinbekommt!

-- Vielen Dank! --

Vy 73

Artoo
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KLC
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Re: Fragen zu Polizeifunk

#2

Beitrag von KLC »

Der TETRA-"Pac"-Digitalfunk funktioniert wie GSM-Handy.
Irgendwo/überall in der Stadt sind wie beim GSM die Kopfstationen, die die Teilnehmer "aufnehmen" und weiterreichen/tunneln.
In der Vergangenheit sind (auf dem Land) früher "Weiße Löcher" gewesen, die dann die Schwächen des Digi-BOS-Funk aufgezeigt haben.
Scheint aber heute weniger das Problem zu sein.
Und das Sepura/Hytera-Zeugs , das weiter verbreitet ist als Motorola und Funkwerk, macht auch seinen Dienst.
Überlastungen wie in den Händynetzen an Sylvester/Neujahr o.ä. Begebenheiten, scheint es bei TETRA so nicht zu geben, weil ja die Teilnehmerzahl ja ziemlich begrenzt ist.

Hier gibt es aber andere Spezialisten, die mehr Ahnung von der Technik wie ich als Anwender haben.
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lonee
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Re: Fragen zu Polizeifunk

#3

Beitrag von lonee »

Generell ist der Aussage von KLC nüscht hinzuzufügen.
Die früheren BOS-Handgeräte waren zwar robust, aber völlig taub und die Reichweiten unterirdisch.
4m ebenso. Aber das lag oftmals daran, dass die Relaisstationen häufig in der Leistung reduziert wurden (thema Störungen).
Und es war den Herrschaften natürlich ein Dorn im Auge, dass man sie mit einem doofen Radio mit Drehkondensator oder Scanner abhören konnte.
Wenn man dann noch einen PC mit Soundkarte an das Empfangsgerät klemmte, hatte man gleich auch die Statusmeldungen.

Man muss sich den aktuellen Status quasi so vorstellen, dass die Funkgeräte wie Handys funktionieren. Man kann auch z.B. eine direkte Verbindung zu jemandem bestimmten aufbauen, die dann von den anderen Beteiligten nicht mitgehört wird/ weden kann..
Ebenso ist es auch möglich einen bestimmten Beamten über sein Mobilteil anzusprechen.

Eigentlich ein bisschen Mix aus DMR und Handy.

Aber die Reichweite hat nur indirekt mit der Größe des Funkgerätes zu tun.
Du könntest auch z.B. mit 0,3W FM in der Nähe eines Relais auch erhebliche Reichweiten schaffen.
Erst recht, wenn dieses Relais eine Anbindung an ein anderes hat.


Gruß,
André
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Toni P.
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Re: Fragen zu Polizeifunk

#4

Beitrag von Toni P. »

Stimmt im Prinzip schon.

Allerdings gibt es nicht zuletzt aus der Praxis Kritik. So flächendeckend sind die Umsetzer keineswegs. Probleme wie bei allen digitalen Kommunikationstechniken können beobachtet werden.

Was mir am meisten negativ berichtet wird sind Kosten und die begrenzte Planungssicherheit.

Kann natürlich weitgehend diskutiert werden. Dazu gibt es genügend Quellen. Und frag doch mal bei der nächsten FFW.
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DF2JP
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Re: Fragen zu Polizeifunk

#5

Beitrag von DF2JP »

So flächendeckend sind die Umsetzer keineswegs.
Das ist wohl das größte Problem bei Tetra, die begrenzte Reichweite von ca. 32 km.
Hier ist die Reichweite nur bedingt abhängig von der Sendeleistung oder dem Standort, hinzu kommt das Timing, welches wenig tolerant ist.
D. h. die Zeit, die ein Signal vom Sender zur Emfangsstation benötigen darf, kann nicht überschritten werden, sonst passt das Datenpaket nicht mehr in den vorgesehenen Zeitschlitz und wird verworfen.

Ich habe ein Tetra-Mobilgerät mit 25W, kann aber das Tetra-Relais in Dortmund nicht erreichen, obwohl das Relais hier mit guter Feldstärke ankommt... die Entfernung liegt bei ca. 60km... keine Chance.

73 Joe
"The wire telegraph is a kind of very, very long cat. You pull his tail in New York and is head is meowing in Los Angles. Radio operates the same way... the only difference is that there is no cat."
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KLC
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Re: Fragen zu Polizeifunk

#6

Beitrag von KLC »

Toni P. hat geschrieben: So 6. Jun 2021, 13:03 Und frag doch mal bei der nächsten FFW.
Analogfunk finde ich besser, kein Warten, bis ein Programm fertig ist, kein Monstermenü hinterm Zwergendisplay .
Abhörsicherheit ... war schon doof, wenn du am nächsten Tag im Ort gefragt wurdest , was wer wieder für einen Mist zusammengefunkt hat ... :crazy:

Mir hätte zum Abschied aus dem Analog-Funk noch eine schöne "Bergfunk-Aktion" Spaß gemacht.
So zum Ausklang, die meisten FuG7 und FuG8 sind ja noch betriebsbereit, mal eine "deutschlandweite Zusammenkunft" auf 4m.

Da wären zwar einige Köpfe gerollt oder Arschtritte verteilt worden, aber es wäre eine monumentale Aktion gewesen.

Naja, ist wohl vorbei. Als Angehöriger einer BOS kann ich nur appellieren , uns irgendwie die 2m zu erhalten.
SAARLAND
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Re: Fragen zu Polizeifunk

#7

Beitrag von LX1IQ »

Hallo,

Vielleicht noch hinzu zu fügen, dass Tertra, anders wie bei DMR 4 Zeitschlitze nutzt. DMR 2.
Es können also auf dem gleichen Kanal 4 verschiedenen Kommunikationen unabhängig voneinander laufen.
Oft wird ein Zeitschlitz exklusive für Datenübertragung genutzt.
Auch kann jedes Tetra Gerät als Temporäres Relais eingesetzt werden, wenn man z.b keine direkte Netzanbindung mit dem Handfunkgerät hat.

Z.b Unfall in einem Tunnel. Da kann die Polizei einen Streifenwagen in den Tunneleingang stellen und die Polizisten im Tunnel können so über den Streifenwagen weiter an die Tertrazelle kommen.

Zur Abhörsicherheit: Die Kommunikation ist nicht nur Digital was den Empfang schon von sich aus mit einen Analog Funkgerät verhindert, sondern zusätzlich noch Verschlüsselt.
In den meisten Fällen wird das 70cm Band genutzt.
Es besteht auch die Möglichkeit mit dem Funkgerät richtig zu telefonieren, sprich man kann Anrufe ins Fest- oder Mobilnetz tätigen.
Zu dem Zweck gibt es Gateways an den Tetra Umsetzern.
Es sind auf den Endgeräten aber nicht immer alles Features freigeschaltet.

In den meisten Fällen sind die Sprechgruppen so aufgebaut dass die Zentrale und Dienstleiter alle Gespräche mithören kann.
Die Leute Vorort hören auf Ihren Geräten aber nur die Gespräche mit denen sie direkt etwas zu tun haben.

73, Luc
13CT925
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Re: Fragen zu Polizeifunk

#8

Beitrag von 13CT925 »

Artoo hat geschrieben: So 6. Jun 2021, 12:08 Mich interessiert nur, wie man diese Reichweiten hinbekommt!
Antwort: Mit Relaisstellen in der Botanik! 8)
lonee hat geschrieben: So 6. Jun 2021, 12:56 4m ebenso. Aber das lag oftmals daran, dass die Relaisstationen häufig in der Leistung reduziert wurden (thema Störungen).
Kann ich mir schlecht vorstellen, die Relaisstellen senden eh keine große Leistung.
Deswegen wurden bei größeren Gebieten auch mehrere analoge Relaisstellen auf einer Frequenz parallel betrieben
in einem Gleichwellennetz
DF2JP hat geschrieben: So 6. Jun 2021, 13:42
So flächendeckend sind die Umsetzer keineswegs.
Das ist wohl das größte Problem bei Tetra, die begrenzte Reichweite von ca. 32 km.
Naja, das erzählt man sich, tatsächlich geht es aber auch oft viel weiter.
D. h. die Zeit, die ein Signal vom Sender zur Emfangsstation benötigen darf, kann nicht überschritten werden, sonst passt das Datenpaket nicht mehr in den vorgesehenen Zeitschlitz und wird verworfen.
Das ist mit Sicherheit nicht der Grund für eine gescheiterte Verbindung.
Ein Datenpaket ist 28ms lang, der "interval guard", also der Abstand zwischen zwei Datenpaketen ist 2ms.
Das sind/wären 600km Laufzeit, bevor ein Datenpaket das nächste überlagert.
....73 Joe
Nosensus
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Re: Fragen zu Polizeifunk

#9

Beitrag von Nosensus »

KLC hat geschrieben: So 6. Jun 2021, 14:45
So zum Ausklang, die meisten FuG7 und FuG8 sind ja noch betriebsbereit, mal eine "deutschlandweite Zusammenkunft" auf 4m.
Teilbereich von 4m ist dem AFU für Klasse A zugeteilt worden.
criticalcore5711
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Re: Fragen zu Polizeifunk

#10

Beitrag von criticalcore5711 »

Nosensus hat geschrieben: Mo 7. Jun 2021, 15:25 Teilbereich von 4m ist dem AFU für Klasse A zugeteilt worden.
Ja, abseits von ehemaligen BOS 4m Bereich.

Afu hat nur ein schmales Stück im Bereich 70,150-70,200MHz.
https://70mhz.de/betrieb/

Polizeifunk war aber 4MHz darüber. (Ging mit 74MHz Los, bei 74,215MHz bei Kanal 347.)
http://www.funkfrequenzen01.de/bos009.htm
13CT925 hat geschrieben: Mo 7. Jun 2021, 08:43 Kann ich mir schlecht vorstellen
Er hat aber recht, auf 75MHz sind die Funkfeuer zur Flugnavigation.
War halt abhängig von den örtlichen Gegebenheiten.

Hach waren das noch zeiten in denen man sogar noch das SEK belauschen konnte. Damals war der Maycom FR100 mein täglicher Begleiter.
"Und als Buße Zehn Bloody Marry und ein F***" :dlol:
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