Wir leisten uns mittlerweile 620 Bundestagsabgeordnete. Und es werden immer noch mehr.
Beim Bau des Reichstags und der Ministerien haben sie alles schön untertunnelt, um im Zweifel Kontakt mit dem Bürger vermeiden zu können. Eigentlich überflüssig, geht ja eh kaum noch einer hin außer zum Training der eigenen Rhetorik.
620 Abgeordnete sind eine Masse, in der man schön anonym untertauchen kann. Für Phänomene wie Pegida finden einige bald eine Lösung: 'Die stempeln wir als unmoralisch, verfassungsfeindlich usw. ab.' Zack, Schublade zu, 620 Abgeordnete können sich weiter dem Lobbyismus widmen.
Lobbyismus: Ich habe noch von keinem Lobbyisten gehört, der von außen an den Bundestag gegangen ist. Vielmehr werden jeweils einzelne Abgeordnete persönlich "betreut".
Und genau das ist der Unterschied: Man muss die Leute aus der anonymen Masse der 620 herausnehmen und gezielt wieder und wieder und von vielen Seiten ansprechen, so dass sie persönlich für etwas stehen, für eine klare Aussage, statt den Kopf einzuziehen.
Denn es gilt das alte Sprichwort "Steter Tropfen höhlt den Stein".
Wenn wir alle nur kopfschüttelnd vor der Glotze sitzen, am Stammtisch jammern oder in Foren toben, bleibt jeder einzelne der 620 in seiner Komfortzone und genießt lieber das Fünf-Gänge-Menü in angenehmer Atmosphäre mit dem Lobbyisten, der ihm die Vorzüge von TTIP, PLC und anderem Mist gleich mit serviert. Warum sollte er diese Komfortzone verlassen? Mal ehrlich: Würde ich auch nicht.
Ich will und kann den Herrschaften jetzt nicht 5-Gänge-Menüs oder einen Urlaub finanzieren, aber ich kann ihnen lästig fallen. Und jeder andere kann, darf und muss das sogar auch, sonst hat er die Demokratie nicht verdient bzw. gerade verdient, die immer mehr ausgehölt wird, weil sich eben kaum einer darum kümmert, und zwar dort, wo es Sinn macht.
Wer jetzt doch mal Lust bekommt, seinen Abgeordneten zu fragen, wie es sein kann, dass er durch PLC nicht mehr Auslandsrundfunk hören und seinem Funkhobby nicht mehr nachgehen kann, weil das Zeug im Gegensatz zu den Aussagen der PLC-Befürworter extrem stört und was der Abgeordnete dagegen unternehmen wird, oder ob er bitte bestätigen möchte, dass ihm das sch...egal ist, gerne auch durch Nichtantworten auf dieses Schreiben, und dass er einer Veröffentlichung dessen zustimmt, kann hier lesen, wie er ihn findet:
https://www.bundestag.de/service/faq/ab ... kontaktmdb
Da kann man dann auch mal zur Vorratsdatenspeicherung nachfragen. Entsprechende Berichte zu Sinn und Nutzen bzw. Unsinn und Grundgesetzwiderspruch wurden ja schon verlinkt.
Wer jedoch immer nur schweigt, stimmt automatisch zu. Davon lebt das System. Damit kann man weiter leben. Oder mal fünf Zeilen schreiben und 62 Cent Porto investieren.
Wichtig ist: Es muss mehr als nur einer machen. Und es muss eine Aufforderung an den Empfänger gerichtet werden.
"Begründen Sie mir bitte, wie xyz mit meinem Grundrecht abc vereinbar ist. Haben Sie dafür gestimmt/werden Sie dagegen stimmen? Was werden Sie tun, um xyz zu verbessern? Sind Sie damit einverstanden, dass ich Ihre Antwort veröffentliche bzw. den Umstand Ihrer Nichtantwort?" Usw.
Früher soll das Volk sogar Backsteine an den Bundespostminister verschickt haben. Damals gab es freilich auch weniger TV-Programme...