Unsicherheit bzgl Akkus - welche Eigenschaften haben sie

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sebastian_emsland
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Unsicherheit bzgl Akkus - welche Eigenschaften haben sie

#1

Beitrag von sebastian_emsland »

Hallo liebes Forum, ich habe die Suchfunktion benutzt, aber so richtig schlau werde ich aus dem Thema nicht und würde mich sehr über eine Zusammenfassung der wichtigsten Vor- und Nachteile der verschiedenen Akku-Typen freuen.

Ich habe zurzeit eine kleine Powerstation. Ich habe schon darauf geachtet, dass sie LiFePO4 Akkus enthält, weil die ja allgemein als gut anerkannt sind.

Jetzt würde ich eine größere Powerstation kaufen wollen, finde die aber zum einen wirklich absurd teuer und zum anderen habe ich schon bei meiner kleinen Funkstörungen festgestellt.

Mein nächster Gedanke war dann Eremit LiFePO4 100Ah für knapp unter 600 EUR. Die Eremit LiFePO4 sind bei Funkern (CB und Funkamateure) ja beliebt und verursachen keine Funkstörungen (nehme ich zumindest an).

Mir ist aber natürlich auch augefallen, dass man beim großen Fluss so Gel-Akkus für Wohnwagen bekommen kann, die mit 100Ah 150 EUR kosten - also nur etwa ein Viertel der Eremit-Referenz.

Und bitte nicht falsch verstehen: das ist bestimmt ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen und ich gehe absolut davon aus, dass die Eremit ihr Geld wert sind, aber mir fehlen einfach die Kenntnisse.

Was sind die wesentliche Unterschiede zwischen verschiedenen Akku-Typen?

Ich nehme an, dass es da prinzipiell relevante Unterschiede gibt bei:

- Anzahl Ladezyklen
- Eignung für niedrige Temperaturen
- Spannungs-Stabilisierung
- Diverse Selbst-Schutz-Mechanismen: Schutz vor: zu kalt, zu heiß, zu viel Last, zu stark entladen, Kurzschluss, ...
- Handhabung? Ich hab irgendwo etwas von Flüssigkeit und Blasenbildung gelesen, das klingt definitiv nicht nach etwas, was ich haben möchte, soll idiotensicher sein

Aber ich weiß nicht, wie die verschiedenen Akku-Typen in den verschiedenen Kategorien jeweils abschneiden.

Wie würdet ihr das einschätzen? Welche Akku-Typen sind für das Funken am.besten geeignet und was sind die relevanten Unterschiede zwischen den als Beispiel genannten 150 EUR und 600 EUR Akkus?


Vielen Dank schon mal :)
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mibo666
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Re: Unsicherheit bzgl Akkus - welche Eigenschaften haben sie

#2

Beitrag von mibo666 »

Ich könnte dir jetzt einen Vortrag halten, aber warum gehst du nicht einfach zur Wikipedia und liest dich dort durch. Ist mit Sicherheit ausführlicher beschrieben.

Vielleicht solltest du aber anders rangehen. Frage dich doch erstmal ein paar Grundlegende Dinge:

1. Wie lange willst du mit dem Akku Funken?
2. Wie hoch ist die Stromaufnahme von Gerät bei RX und TX, welches Verhältnis zueinander hast du normalerweise, und welcher Wert ergibt sich daraus.
3. Wie kommst du an den Funkort? Auto oder per Pedes?
4. Wo soll der Akku geladen werden, am Netz oder über Solar?
5. Wie lange soll der Akku durchhalten und wieviel darf er kosten?

Da kommen bestimmt noch ein paar Kriterien dazu, aber ich denke es wird klar worum es geht. Der perfekte Akku ist der, der am besten zu DEINEN Anforderungen passt.

Grundlegende Unterschiede zw. LiXX und Bleiakkus: Bleiakku kann nur bis etwa 40% entladen werden, sonst altert er sehr schnell. LiXX kann die volle Kapazität nutzen. Bleiakkus sind (wer hätte es gedacht) bleischwer und groß. LiXX sind sehr viel leichter, kleiner und auch robuster was mechanische Belastung betrifft. Die Eremit Akkus haben eine Elektronik verbaut die die Zellen schützt und auch das Laden einfach macht, da kann man z.B. direkt Solarzellen anschließen und damit den Verbrauch direkt wieder ausgleichen. Bei geschickter Wahl von Solar und Funke ist der Betrieb über den Tag möglich ohne das dabei die Akkuladung abnimmt. Die Lebenszeit von LIXX ist deutlich höher als die eines Bleisammlers. LiIo ist feuergefährlich, entzündet sich bei Beschädigung selbst und ist schwer zu löschen. Braucht deshalb unbedingt ein stabiles Gehäuse, LiFe hat ein bisschen weniger Kapazität als LiIo ist aber ungefährlich, da kann man einen Nagel durchschlagen, außer einem defekten Akku passiert nichts weiter. Betrieb deshalb auch ohne extra Gehäuse möglich.

100Ah sind schon wirklich viel Zeugs, im Auto kein Thema, als LiXX sowieso nicht. Aber brauchst du soviel wirklich? Ich nutze für zu Fuß Funkaktionen einen 2Ah eremit mit einem Bill oder dem FT817. Damit sind vier bis fünf Stunden Funkbetrieb locker möglich. Wenn ich mit dem Auto rausfahre, dann verwende ich aktuell ein 9900 und 7Ah Bleiakkus. Mit einem Akku und etwa 20W sind es auch wieder 4-5 Stunden, danach wird gewechselt. Bei (finanzieller) Gelegenheit werde ich auf den 18Ah eremit wechseln, damit kann ich dann zwei Tage lang funken, das sollte reichen.

Noch was: Die sog. Powerstations haben i.d.R. Ausgänge für 5V/12V. Diese Spannungen werden über entsprechende Schaltungen im Gerät erzeugt, so ähnlich wie bei einem SchaltNetzteil. Daher kommen oft Störungen. Bei den Eremit hast du das nicht, weil die haben ja keine 12V Ausgang, ausser der Schutzelektronik ist da nichts drin was Ärger machen könnte.

Das soll hier übrigens kein Werbetext für eremit sein, es gibt noch andere Anbieter. Das Risiko Dreck angedreht zu bekommen ist allerdings sehr hoch
man sieht von außen nicht welche Zellen verbaut wurden und die Anbieter auf a und e, naja da wird viel gelogen. Auf YT finden sich viele Infos dazu, einfach mal ein paar Stunden Zeit nehmen und schauen. Was andere LiXX Akku Anbieter angeht ist die Notfunkkoffer Story von unserem Funkfreund CorvusLaborat sicherlich interessant, der wollte nämlich auch nicht hören...

So, doch wieder viel zu lange geworden, sorry!

Gruß

MiBo
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sebastian_emsland
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Re: Unsicherheit bzgl Akkus - welche Eigenschaften haben sie

#3

Beitrag von sebastian_emsland »

Hallo MiBo,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort :) Solche Erklärungen können absolut niemals zu lang sein, ich freue mich sehr darüber :)

Ich hatte allerdings gehofft, dass ich, wenn ich bei "Anfängerfragen" als offensichtlicher Anfänger schreibe, dass ich dann nicht sofort "geh doch zu Wikipedia" hören würde ;) Das habe ich natürlich gemacht, aber wenn man sich mit der kompletten Materie so gar nicht auskennt, findet man oft nicht so leicht Informationen, die man auch verstehen kann.

Ich wollte auch erstmal die Eigenschaften und Unterschiede der verschiedenen Systeme kennenlernen. Logischerweise kann ich diese erst _danach_ mit meinen Anforderungen matchen und nicht _davor_ ;)

Auch muss man wohl sagen, dass bestimmte Eigenschaften eigentlich IMMER besser sind als andere. Leichter ist immer besser als schwerer, wenn auch im Auto nicht sooo relevant. Relativ hohe Feuergefährlichkeit ist immer schlecht. Nutzbarkeit nur bis 40% klingt ebenfalls pauschal schlecht, vor allem wenn es weder eine Rest-Kapazitäts-Anzeige noch eine automatische Abschaltung geben sollte. Eingebauter Zell-Schutz ist immer besser als kein Schutz, nehme ich an. Aufladen werde ich auf Sicht erstmal übers Netz, nicht über Solar. Auch die Selbstentladung über Zeit spielt keine Rolle, denke ich, ich lade ja den Akku weniger als 24 Stunden vor dem Einsatz auf. Auch Eignung für extrem niedrige Temperaturen spielt erstmal eher eine geringe Rolle, denke ich, bin ja selbst auch eine Frostbeule.

Super wichtig ist für mich der Hinweis, dass ich vermutlich keine 100Ah brauchen werde!

Vielen Dank und viele Grüße, Sebastian
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Re: Unsicherheit bzgl Akkus - welche Eigenschaften haben sie

#4

Beitrag von mibo666 »

sebastian_emsland hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 13:43 Ich hatte allerdings gehofft, dass ich, wenn ich bei "Anfängerfragen" als offensichtlicher Anfänger schreibe, dass ich dann nicht sofort "geh doch zu Wikipedia" hören würde ;) Das habe ich natürlich gemacht, aber wenn man sich mit der kompletten Materie so gar nicht auskennt, findet man oft nicht so leicht Informationen, die man auch verstehen kann.
Du kannst aber nicht erwarten das man hier für dich die Grundlagen mundgerecht aufbereitet, ein bisschen was musst du schon selber tun. Die Wikipedia ist ja nicht die einzige Quelle, jedoch meist die verlässlichste.

Bei Pb gibts keine Elektronik, da muss man selber drauf achten und die Spannung beobachten, geht sie in Richtung 11V ist die Batterie leer, unter 10,5V wird sie nachhaltig beschädigt. Selbstenladung ist hoch, ein Pb Akku der lange rumsteht geht kaputt, da hilft auch "vorher nachladen" nichts mehr. Sowas gehört min. alle zwei Monate ans Ladegerät, besser dauerhaft an einen Erhaltungslader. Frag mal Motorradfahrer die können dir ein Lied von defekten Akkus singen wenn die Maschine einen langen Winter in der Garage stand.

Würde ich heute neue Akkus für den Funk kaufen, dann auf jeden Fall LiFePo von eremit. Auf lange Sicht wesentlich günstiger als Pb, kleiner, leichter und sicherer. Wenn dir das Lesen in der Wiki keinen Spaß macht, dann schau dich bei YT um, da gibts wirklich viele Infos. Nicht alles glauben, vor allem absolute Angaben immer gegenchecken. Und wenn du dir so eine Stromversorgung aufbaust, dann denke auch an ordentliche Verkabelung mit dem passenden Querschnitt, gescheite Sicherungen und gute Stecker. Die LiFePo Akkus kannst du auch im Auto beim fahren laden, die 14,2V deiner Lichtmaschine reichen dazu schon aus. Trennrelais dazwischen und fertig.
Gehe die Liste von oben Stück für Stück durch, dann findest du die passende Akku Technik und Größe, ist eigentlich nicht sehr kompliziert.
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Re: Unsicherheit bzgl Akkus - welche Eigenschaften haben sie

#5

Beitrag von DF5WW »

Hallo Sebastian,

die Funkstörungen Deiner Powerstation liegen sicher nicht an Akku und/oder BMS sondern eher an der restlichen Elektronik
die da verbaut ist. Wenn man sich so ein Ding zulegt und man feststellt das es stört einfach wieder Retour. Aus dem Grund
liebe ich auch Anazon weil Retouren da eugentlich sehr problemlos möglich sind.

Zu den Akkus hat Mibo ja schon ausführlich geschrieben aber nochmal zum Preis. LiFePo4 funtionieren ohne Verluste bis zu 3000
Ladezyklen bevor die anfangen in den Keller zu gehen aber selbst dann halten solche Dinger noch ganz gut. Blei-/Bleigel-Akkus
sind meist bis zu 1000 Ladezyklen angegeben aber gehen schon recht bald mit der Kapazität runter so das die Akkulaufzeit nach
und nach immer geringer ausfällt. Ich versorge hier meine Portabelgeräte direkt vom Akku (LiFePo4 18 AH Eremit, 3 Stück) und
kann sagen das die absolut nicht stören, das BMS ist ergo "sauber". Aber wie ja bereits erwähnt stört da sicher die restliche
Elektronik. Die Eremiten haben im übrigen ein passives BMS das nur dann Strom verbraucht wenn der Akku genutzt wird wie
bspw. beim Laden oder Entladen (Verbraucher dran).
73´s, Jürgen.
2 x G90, 1 x ALT-512, 1 x TS790E. 50m Endgespeist, 4-Ele. Logperiodic 2m/70 cm, Duoband Moxon 50/70 MHz,
Diamond X30 2m/70 cm, HF-P1 + 5,6m Teleskop für draußen + 3 x EREMIT 18 AH LiFePo4.

:tup: :tup:
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Re: Unsicherheit bzgl Akkus - welche Eigenschaften haben sie

#6

Beitrag von sebastian_emsland »

Vielen lieben Dank an euch beide :)

@ MiBo: Ich habe deinen Hinweis verstanden und werde zukünftig keine auf eigener Faulheit basierenden Fragen mehr stellen.


Die Entscheidung für Eremit LiFePO4 ist damit wohl ziemlich eindeutig, aber es müssen in meinem Fall wohl keine 100Ah sein.


Vielen Dank und viele Grüße,
Sebastian
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Re: Unsicherheit bzgl Akkus - welche Eigenschaften haben sie

#7

Beitrag von DK7BY »

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