Dem einen oder anderen ist das ISO/OSI-Schichtenmodell vielleicht ein Begriff. Dieses kann man eigentlich recht gut auf eine Notfunkanwendung adaptieren und dies empföhle sich sogar. Täte man dies, könnte vielleicht so etwas dabei herauskommen:
- Meldungsschicht
- Meldungsprotokollschicht
- Routing
- Geräteschicht (gerätespezifische Merkmale)
- Netzwerkschicht
Die Netzwerkschicht ist nichts anderes als das gewählte Transportmedium. Bei einem Komplettausfall der Netzinfrastruktur sind das nur noch Funk und Übermittlung durch z.B. Boten. Die Boten interessieren uns hier etwas weniger, für unseren Fall interessant sind das also besonders CB, Freenet, PMR, Satellitentelephon und AFu mit jeweils unterschiedlichen Reichweiten, wobei diese unterschiedlichen Reichweiten durchaus nützlich sein können.
Die Geräteschicht sind die jeweiligen Funkgeräte mit unterschiedlichen Merkmalen. Die Merkmale müssen natürlich so gewählt sein, daß sich Station A und Station B miteinander unterhalten kann. Bei PMR sollten also die Subtöne entweder gleich oder am besten ganz abgeschaltet sein. Ansonsten kann sich jede Station X mit jeder Station Y dieser Schicht unterhalten, weil alle auf dieselbe Netzwerkschicht aufbauen. Oder anders: Innerhalb dieser Schicht ist das Band immer gleich.
Beim Routing gibt es einen trivialen Fall, daß eine Station A eine Meldung für eine Station B hat und diese auch direkt erreichen kann. Komplizierter wird es, wenn das Ziel nicht direkt erreicht werden kann, sondern mindestens eine oder sogar mehrere Zwischenstationen nötig werden. Dann müssen diese Zwischenstationen in der Lage sein, eine Meldung möglichst verlustarm (man denke hier an die berühmte stille Post) zu übertragen und die Meldung an den jeweils nächsten Hüpfer (engl. "hop") übermitteln. Der nächste Hop muß dazu natürlich bekannt sein, sonst ruft die Station A möglicherweise Station B auf, die Meldung weiter zu geben, obwohl für die Weitergabe eigentlich die Station C richtig wäre. Je mehr Hops nötig sind, umso komplexer wird das ganze.
Damit uns die Lust an der Freude nicht vergeht, kann es dabei nötig sein, im Schichtenmodell wieder nach unten auf die Netzwerkschicht zu gehen, um die weitere Übermittlung zu tätigen, nämlich genau dann, wenn das Ziel in der eigenen Schicht nicht erreicht wird. Bei einem überregionalen Blackout könnte z.B. eine Station in Karlsruhe eine andere in Stuttgart mit PMR446 nicht erreichen. Sie bräuchte also einen Umsetzer, der die Meldung dann auf CB weitergibt, vielleicht mit Zwischenschritten in Pforzheim und Mühlacker, und am Ende von CB wieder nach PMR446 umsetzt.
Die Meldungsprotokollschicht setzt unmittelbar auf das Routing auf und enthält einfach Daten wie die Quelle, das eigentliche Ziel (Person, Behörde, Organisation), Uhrzeit und solchen Kram. Auch reine Statusmeldungen gehören dazu wie z.B. "Station X ist nicht mehr erreichbar", wonach das Routing geändert werden muß. Hier ist es auch noch wichtig, ob die Nichterreichbarkeit nur temporär ist (Keramik-QSO) oder endgültig (Akkus platt).
Die Meldungsschicht enthält nun die eigentliche Meldung. So könnte ein Bürger in Karlsruhe für die betagte und schon demente Nachbarin die Tochter in Stuttgart fragen lassen, wo die Tabletten sind. Mit der o.g. Kette sollte eine Übermittlung auch über eine größere Distanz sicher möglich sein.
Nun das Problem
Die Meldungsschicht dürfte relativ trivial und mit dem deckungsgleich sein, was wir heutzutage auch per Telephon nachfragen könnten. Sie bedarf eigentlich keiner gesonderten Erklärung. Die Netzwerkschicht ist für Funker auch trivial. Bei der Geräteschicht gilt eigentlich genau das gleiche, zumindest dann, wenn man weiß, wie man seine Subtöne (falls vorhanden) ausschaltet. Wirklich komplex wird das Routing, zumal es nicht nur nötig zu wissen ist, in welcher HF-Richtung (nicht zwingend Himmelsrichtung) der nächste Hop ist, sondern auch, ob ein Wechsel der Netzwerkschicht erforderlich ist (z.B. weil von KA aus PF nicht mit PMR446 erreichbar ist).
Lösungsansatz im Routing
Eine absolute Notwendigkeit beim Routing ist die absolute Eindeutigkeit aller Rufzeichen, die im Notfunksystem verwendet werden, zu jedem Zeitpunkt. Dazu ein Beispiel:
Nehmen wir an, es gibt in KA mehrere, notfunkfähige NF-CB-Stationen (NF wie Notfunk), die andere erreichen können. Dann muß innerhalb der NF-CB-Netzwerkschicht jede NF-CB-Station eindeutig zu benennen und zu erreichen sein vergleichbar wie bei Telephonnummern. Damit wäre NF-CB gewissermaßen so eine Art NF-Backbone. Innerhalb einer Ortschaft könnte es nun verschiedene NF-PMR-Rufzeichen geben. Diese müßten überregional gesehen eigentlich nicht zwingend eindeutig sein (lokal natürlich schon), aber ich empföhle es dennoch dringend, weil es den Datenverkehr ganz erheblich vereinfacht. Am besten wäre ein Modell wie bei Telephonnummern mit Anschlüssen (das sind die NF-PMR-Stationen) und, sobald es überregional geht, mit der bekannten Verkehrsausscheidungsziffer ("0"). Damit hält man die Rufzeichen lokal schön kurz und muß sie erst überregional verlängern.
Stromversorgung beim Routing
Wenn eine bestimmte Meldung von der Quelle zum Ziel geroutet werden soll, dann müssen die Stationen dazwischen wissen,
- welches der nächste Hop ist
- ob ein Netzwerkschichtwechsel durchgeführt werden muß.