Handfunk in den Bergen

fragnix
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Handfunk in den Bergen

#1

Beitrag von fragnix »

Moin,

ich bin Jörg, mittelalt, auf Veranstaltungen CB Funker (Alan 42) mit ohne viel Ahnung (Knopf drücken und sprechen), und aktuell bei E05 in der Ausbildung zur E Prüfung. Beruflich als Softwareentwickler, früher mal Elektronik als Hobby. Alles aufgezählt? Ich glaube schon. Kurz gefasst: Etwas Einblick habe ich, aber bei Weitem nicht vollständig wissend.

Im Frühjahr werde ich mit fünf Bekannten in den Karpaten unterwegs sein. Wir werden sowohl vom Auto aus, insbesonders aber zu Fuß im Umkreis kommunizieren wollen. Es ist anzunehmen, dass immer, wenn wir es brauen, kein Mobiltelefonnetz zu Verfügung stehen wird.

Insbesonders von Interesse ist die Erkunden der Umgebung, um den Tagesplan mit Weginformationen zu unterfüttern. Hierbei werden wir regelmässig einen Kilometer vom Wagen entfernt sein, und gelegentlich bis zu 10 km. Sollten zwei Personen entgegengesetzt losmarschiert sein (und den Kurs halten können ;-) ), sind es also regelmässig 2 km Distanz, und bis zu 20 km Distanz.

Im Höchstfall geht es um zwei Fahrzeuggeräte sowie sechs Handgeräte. Wahrscheinlich werden wir aber eher maximal vier Personen ausstatten, da dieses meistens reichen wird. Meine Aufgabe in der Gruppe ist es, geeignete und preiswerte Funkgeräte auszusuchen und zu beschaffen.Hierzu bitte ich Euch um Rat, da das Gelände die Aufgabe etwas erschwert. Mir ist bewusst, dass die Frage nach Funkgeräten gefühlt 50% aller Beiträge von Novizen darstellt. Da ich aber kaum Fragen und keine Antworten zu "20 km in den Bergen" gefunden habe, fühle ich mich zur eigenen Frage gedrängt.

Wir werden die Karpaten mehrfach überqueren, also regelmässig Berge zwischen uns haben. Wald ist eh an vielen Stellen. Das Musterszenario hier soll eine Tal zu Tal Funkverbindung über 5 km sein.

Ich werde mein E Rufzeichen sicher rechtzeitig erhalten, die meisten anderen wahrscheinlich. Für den Betrieb in Rumänien gehe ich jetzt mal davon aus, dass alle über ein E Rufzeichen verfügen. Afu ist also eine Option.

CB: Ich befürchte, dass wir mit Alan 42 oder ähnlichen Geräten weder im Wald viele Kilometer schaffen werden, noch über'n Berg kommen werden. Lange Antennen am Handfunkgeräte wären ziemlich hinderlich. Meiner Ansicht nach ist CB Funk für uns daher ungeeignet.

Freenet: Dürfte in Rumänien nicht erlaubt sein, und sollte Probleme mit der Distanz haben. 2 km im Wald ist wahrscheinlich hart an der Grenze des Erreichbaren, in den Bergen tippe ich auf "kein Empfang". Außerdem kommt die Hälfte unser Gruppe aus Österreich bzw. der Schweiz, und kann Freenet Geräte nicht weiter verwenden. Fazit: eventuell möglich, aber unglücklich.

PMR/DMR/dPMR: "In Wäldern max 2-3 km". Wäre also eine Option, und ist auf Veranstaltungen weit verbreitet. In den Bergen (Tal-Tal, nicht Kuppe-Kuppe) müsste es mau aussehen. Ein klaren: Vielleicht, wenn auch nicht perfekt.

LPD: Sollte an der gesuchten Reichweite scheitern.

AFu: Ich bin im Kurs noch nicht bei den Feinheiten von Raumwelle usw., denke aber, dass die Berge leicht bezwungen werden, je länge die Welle wird. Korrigiert mich bei Bedarf ;-) Nun gibt es ja sowohl bei Benson (in meiner Nähe) Handgeräte für verschiedene Bänder (nicht: ein Gerät, dass alles kann, sondern: Für viele Bänder jeweils ein Gerät, so dass man das passende aussuchen kann), sowie die hinreichend regelmässig erwähnten Chinaquetschen, bei denen die Frequenzwahl noch flexibler ist, da sie Normen und Gesetze ignorieren. Aber bevor es zu einem Set von passenden Geräten kommt: Welcher Frequenzbereich wäre denn in den bewaldeten Bergen am besten geeignet? Ich meine ja, dass es Kurzwelle sein müsste. Stimmt das?

Furchtbar gerne würden wir unseren Sprechfunk abhörsicher haben. Die digitalen Betriebsmodi sollten die Anzahl der Zuhörer etwas reduzieren können, oder? Im Kurs bin ich erst bei "Verschleierung ist nicht erlaubt", und noch nicht bei "Wie man gezielt anfunkt" ;-)

Und ja, ich spreche auch noch bei Benson vor, aber der kuckt immer so komisch, wenn ich komplett ahnungsbefreit vor ihm stehe und seine Zeit stehle. Ich möchte daher vorab etwas Informationen sammeln ;-)
Und ja, bei E05 werde ich das auch noch einmal ansprechen, aber da ist im Moment Weihnachtspause, und ich habe jetzt gerade Zeit. Immer diese Ungeduld.... ;-)

Immerhin bin ich mal einer, der nicht ein 30,- Funkgerät sucht, mit dem man quer über die Alpen funken kann, und wir sind schon im Kurs zum E, und nicht lernfaul. Unser Budget ist begrenzt, aber dreistellig können wir uns leisten. Wenn es zu teuer wird, werden es zwei "DX" und der Rest PMR.

Also, könnt ihr mit diesem Ansinnen etwas anfangen?
odo
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Re: Handfunk in den Bergen

#2

Beitrag von odo »

Ganz sicher ist eine sichere Verbindung zu jeder Zeit NICHT MÖGLICH.
Dafür braucht man tendenziell einen exponierten Standort mit "ungefährer Sichtverbindung".
Verbessern kann man die Situation mit besseren externen Antennen an den Handfunkgeräten (damit ist man aber nicht mehr frei beweglich) und ordentlichen Antennen an den Fahrzeugen.
Mit illegaler Sendeleistung an den Mobilgeräten in den FZ und funktechnisch optimiertem Standort könnte man evtl. Durchsagen an die Handfunkgeräte realisieren. Aber Rückmeldungen oder Kommunikation untereienander ist mehr als unsicher.
Über Hügel oder Bergkämme hinweg geht wenig bis nichts.
:wave: :wave:
odo
Jack4300
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Re: Handfunk in den Bergen

#3

Beitrag von Jack4300 »

Wenn du über Berge und Hügel hinweg mit der Raumwelle möchtest ist sein Stichwort NVIS. Das ist aber eher nix für Mobilbetrieb. Da musst du Wellenlängen zw. 40 und 80m einsetzen.
Skipper 330

Re: Handfunk in den Bergen

#4

Beitrag von Skipper 330 »

Hallo Jörg,
wenn ihr den Kamm überqueren solltet und Verbindung zueinander haltet möchtet, falls ich das so richtig verstehe, könntet ihr oben im Berg einen Repeater für PMR od. 2m/70cm absetzen. Wäre die einfachste Möglichkeit.
Ein Repeater lässt sich auch an anderen erhöhten Stellen absetzen. Bsp. Bergpass, Scheitelpunkt zweier Täler...
Eine entsprechende Drahtantenne von Lambda Halbe in einen Baum oder an eine längere Angel- Stipprute ersetzt den Mast sowie sperrige Antennenformen.
Die andere Möglichkeit, NVIS, benötigt hohe Sendeleistung für eine Reflektion in der Ionosphäre. Im Auto kein Problem, zu Fuß eher schwierig wegen der notwendigen Stromversorgung im Rucksack.
73
Andreas
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Re: Handfunk in den Bergen

#5

Beitrag von DL 4 FCY »

Hallo Jörg !
Bevor Ihr da in irgendeine konkrete Planung einsteigt, würde ich mich erstmal schlau machen, wie die Bestimmungen in den zu bereisenden Ländern sind, also z.B. ob dort die CEPT- Klasse E überhaupt umgesetzt wird. Wenn nicht, würde ich komplett auf CB-Funk (auch hier besser erstmal gockeln, wie das sort genehmigungstechnisch aussieht...) umsteigen, da hier die Leistung wohl am ehesten geeignet ist, die von Dir genannten Reichweiten zu erzielen. Wie bei ALLEN Funkanwendungen: Alles steht und fällt mit den verwendeten Antennen... also die kurzen Antennen sind da wohl eher "kontraproduktiv".
Ich wünsche Dir einen guten Rutsch !
73,
Klaus, DL4FCY
Kanalratte I
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Re: Handfunk in den Bergen

#6

Beitrag von Kanalratte I »

Also wie schon gesagt: Direkt über den Berg funken ist annähernd unmöglich. Zumindest was Handfunkgeräte angeht. Ein Portabelequipment im Rucksack mit entsprechend Steilstrahlender Antenne könnte gehen, ist aber alle andere als Praktisch.

Hier kannst Du nachsehen, was in Deinem Ziel erlaubt ist:
https://www.darc.de/fileadmin/filemount ... e_2015.pdf
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Re: Handfunk in den Bergen

#7

Beitrag von Kanalratte I »

Es gibt gelegentlich Reflexionen auf 70cm. Sporadic-E nennt sich das dann. ist aber selten, und vorallem nicht vorhersehbar und noch weniger Planbar. Dann wäre die Reichweite aber größer als bei Deinem Beispiel, da wäre eine tote Zone.
Das es bei Dir ging, war schlicht und einfach daran gelegen, daß das kein Berg, sondern bestenfalls ein Hügelchen war. Der ist ja kaum höher als der Standort des einen Senders. Da kann das gehen. Stell Dich mal vor einen richtigen Berg, dann siehst Du daß da nix mehr geht...
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Funkvogel
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Re: Handfunk in den Bergen

#8

Beitrag von Funkvogel »

Kanalratte I hat geschrieben:Es gibt gelegentlich Reflexionen auf 70cm. Sporadic-E nennt sich das dann. ist aber selten, und vorallem nicht vorhersehbar und noch weniger Planbar. Dann wäre die Reichweite aber größer als bei Deinem Beispiel, da wäre eine tote Zone.
.
ES auf 70cm ? Eher Funkerlatein!

Guten Rutsch allerseits.
vy 73s

Michael DG2EBK

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Skipper 330

Re: "Handfunk" in den Bergen

#9

Beitrag von Skipper 330 »

Hatte heute schon mehrfach diesen Erfolg (Link bitte komplett kopieren, URL erkennt nicht ganze Adresse):

http://geo.ebp.ch/gelaendeprofil/?latlngs=[[49.3853203,19.304422700000032],[49.21944980000001,18.7408001],]&travelMode=direct

Etwa 45 km quer durch/über die Beskiden/Mala Fatra. Starthöhe ca. 600 m ü.A., Ziel ca. 300 m ü.A.
1. Antenne GP 27-45 mind. 10m über Grund: kein Ton, Stille überall :sdown: :think:
2. Antenne City Windom, Länge 40 m, Höhe zwischen 10 und 5 m über Grund, horizontal aufgehängt, Durchhang in der Mitte: Reporte durchwegs 4/4 gespiegelt :banane:
Ok, mit 4 Watt geht das nicht, braucht aber auch nur ein wenig mehr :wink:
Die gestrigen DX mit DIV. 14, 26, 29 waren natürlich auch leicht herzustellen.

73
Andreas
fragnix
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Re: Handfunk in den Bergen

#10

Beitrag von fragnix »

Super, vielen Dank für die Praxisberichte. DMR überrascht mich, aber deswegen habe ich ja gefragt. RT81 klingt gut, die kommt auf die Liste.

Wie manch anderer auch sehe ich die Gesetze für einen Kurzbesuch in Rumänien nicht ganz so eng. Die anderen Teams dürften grösstenteils auch PMR nutzen, was seit zehn Jahren keine Probleme bereitet hat. In DL wäre Konformität mir wichtiger, aber am Ende der Welt... ;-)
Skipper 330

Re: Handfunk in den Bergen

#11

Beitrag von Skipper 330 »

fragnix hat geschrieben:... aber am Ende der Welt... ;-)
Da hast du sicher versehentlich das Wörtchen "anderen" zwischen am und Ende vergessen.

Guten Rutsch!
salat
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Re: Handfunk in den Bergen

#12

Beitrag von salat »

Krampfader hat geschrieben:
Kanalratte I hat geschrieben:Also wie schon gesagt: Direkt über den Berg funken ist annähernd unmöglich. Zumindest was Handfunkgeräte angeht.
Dem muss ich ein wenig widersprechen.
Naja, "durch den Berg" ist was anderes. Deinem Bild nach sind Reflexionen an den umliegenden Bergen recht wahrscheinlich - wenn ich mit ner Yagi an eine Felswand ziele kann ich so auch "über Bande" arbeiten.
Könnte z.B. gelaufen sein wie im Anhang.

Gutes & Gesundes Neues!
Dateianhänge
Reflexion Beispiel.jpg
fragnix
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Re: Handfunk in den Bergen

#13

Beitrag von fragnix »

Die DARC Frequenzübersicht lese ich so, dass bei 440 MHz Schluss ist ( GHz weiter), und PMR446 damit nicht erlaubt sein müsste. Eventuell sind dort aber nur AFu Frequenzen aufgeführt, denn ich habe die von 2011 datierte rumänische Genehmigung für PMR446 gefunden. 500 mW, wie bei uns.

Der oben erwähnte Sound Recorder scheint mein Hügelproblem zu lösen. Wir gehen ja nur die Umgebung ab. Zwar diverse Kilometer, aber quasi nie hinter einen kilometerhohen Berg.

Danke für die Infos!
Kanalratte I
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Re: Handfunk in den Bergen

#14

Beitrag von Kanalratte I »

fragnix hat geschrieben:Die DARC Frequenzübersicht lese ich so, dass bei 440 MHz Schluss ist ( GHz weiter), und PMR446 damit nicht erlaubt sein müsste. Eventuell sind dort aber nur AFu Frequenzen aufgeführt, denn ich habe die von 2011 datierte rumänische Genehmigung für PMR446 gefunden. 500 mW, wie bei uns.
Ja, die Aufstellung vom DARC bezieht sich nur auf die CEPT bzw HAREC Erlaubnis. Also auf Amateurfunk. Da fällt PMR nicht drunter, und ist deswegen nicht aufgeführt. Ebenso wie CB Funk.
Aber da Du ja schon geschrieben hast, daß Du an der E-Lizenz Arbeitest, und bis zum geplanten Urlaub damit fertig sein willst, ist das ja kein Thema mehr, dann brauchst Du Dir auch keine grauen oder sonstigen Haare wachsen zu lassen, wegen dem Gerät, und kannst es mit den Retevis Teilen versuchen.
Dir sollte eben klar, sein, daß damit keine garantierte Verbindung möglich ist. An einigen Stellen wird es gehen, an anderen Nicht. Das ist eigentlich immer so bei Funk.
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Re: Handfunk in den Bergen

#15

Beitrag von fragnix »

...keine garantierte Verbindung...

Jupp, genau dieser Frust beim CB ist eine der Motivationen, dass jetzt mal per Kurs genauer verstehen zu wollen ;-)
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