Ein Tag auf der 31

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samba4
Santiago 1
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Ein Tag auf der 31

#1

Beitrag von samba4 »

In Anlehnung an den Thread "Weisses Rauschen" habe ich auch mal ein wenig geschrieben... hoffe, es findet Gefallen :D
Ein Tag auf der 31

CB-Funk, wie er leibt und lebt(e)...ein Bericht aus vergangenen Tagen...
[inspiriert von "Ein Tag auf dem Relais"]

07:00 Uhr: Gespenstische Ruhe auf der 31. Man soll es nicht glauben, aber man hört niemanden. Doch die Ruhe währt nicht lange...

07:10 Uhr: Bastel-Fred (Skip: Wilder Affe) testet seine neuesten Kreationen: ein Wäscheständer als Antenne – trotz unerklärlich schlechtem Stehwellenverhältnis wird mit 150 Watt Sendeleistung gearbeitet, ein unheilvolles Krächzen erfüllt den Äther. Unklar ist, ob es sich um Bastel-Fred oder lediglich um seine Endstufe handelt, es klingt, als hätte mindestens ein Beteiligter den Geist aufgegeben

07:12 Uhr: Der Dauerträger ist verstummt, Bastel-Freds Endstufe ist im Nirvana.

07:13 Uhr: Bastel-Fred meldet sich über das Handfunkgerät und beschwert sich lauthals über den Schrott, der heutzutage verkauft wird. Zustimmung von verschiedenen Seiten, die Kompetenz des Wilden Affen wird nicht in Frage gestellt.

07:30 Uhr: Die Runde hat sich gerade warmdiskutiert, und ein erfahrener Funker empfiehlt Stehwellenfett – großes Interesse seitens eines Neufunkers, der mit einem verbastelten Team-CB-Gerät, einem Eisenbahntrafo und einer Fernsehantenne samt 75-Ohm-Kabel einfach keine Stehwelle hinbekommt – als plötzlich ein sagenhafter Träger bei allen Beteiligten mit "9+30" im Raum steht.

07:32 Uhr: Der Träger fällt wieder ab, der Gesamblutdruck der 31er befindet sich aufaddiert bei ungefähr 1000. Sauerei, Schweine, Trägerdrücker, Schrottfunker, Schwachstromelektriker und andere Nettigkeiten werden über Band gelassen. Ein Großteil ist unverständlich, da jeder gleichzeitig funken möchte und dies auch tut, dabei aber vergisst, das CB-Funk doch nur Simplex-Betrieb erlaubt.

07:45 Uhr: Es wird ruhiger, einige müssen zur Arbeit. Man verabschiedet sich und lässt diverse Zahlenkolonnen unbekannter Bedeutung über den Äther.

08:30 Uhr: Gerlinde (Skip: Sumpfschnepfe01) meldet sich mobilerweise und ruft verzweifelt ihren Mann, Heinz, Skip Jägermeister. Heinz würde antworten, wenn Gerlinde den MicGain offen hätte, aber so gehen nur stumme Träger in den Äther.

08:34 Uhr: Aufgeschreckt durch unberechtigte unmodulierte Träger seitens Sumpfschnepfe01 (das weiss zu diesem Zeitpunkt allerdings niemand) auf der 31 werden diverse Hobbypeiler wach. Das Funkgerät wird vom Dauersuchlauf auf den Kanal 31 justiert und lauthals gedroht: "Dich peil ich ein", "Ich krieg dich" – wobei es diesen Morgen jedoch bei Drohungen bleibt. Das Peilfahrrad mit DV27-lang auf dem Gepäckträger bleibt in der Garage, und auch der Batterierucksack mitsamt Mobilgerät und extragroßem S-Meter darf weiterhin ruhen.

08:45 Uhr: Jägermeister hat sich immer noch nicht gemeldet, der MicGain-Regler ist immer noch zu, das Peilkommando wieder auf Bereitschaft – es kehrt eine gewisse Ruhe ein...bis...

08:50 Uhr: ...sämtliche russischen Taxibetriebe in der Stadt nehmen ihren Betrieb auf, Kanal 31 ist hoffnungslos überlastet. Eine Armee von Antennen im Wohnzimmer von Kurt beginnt zu glühen und der Zeiger des S-Meter macht eine 360°-Drehung, woraufhin auch Kurt zu drehen und glühen beginnt. "sihkju di-äx, sihkju di-äx" schallt es mit voll aufgerissenem Verstärker-Mike (inkl. Echo, mit Popeye-Soundmodul) über den Kanal 31. Doch niemand antwortet – vermutlich sind diese fremdländischen Funker trotz 500 Watt auf einer DV27S, die sich mittlerweile im Plasma-Zustand befindet, nicht zu erreichen. Ob man die Sendeleistung erhöhen müsste?

09:20 Uhr: Die ersten Nachtschichtler fahren nach Hause und bekunden laut ihre Freude über den Feierabend via Kanal 31.
Gestört wird diese Harmonie von diversen LKW-Fahrern aller Herren Länder, die dank Trucker14-Antenne, 100 Watt Sendeleistung und in direkter Reihenfolge hintereinander fröhlich in die Welt breaken...mobiler QRM, man begnügt sich mit dumpfen Beleidigungen, ausgesendet über ein Funkgerät mit halber Sendeleistung; zur Sicherheit.

10:00 Uhr: Zeit für den Gottesdienst, denkt sich Hörni, seines Zeichens Funkpfarrer und lässt zur Einstimmung mit arretierter PTT-Taste einen aufgezeichneten Gottesdienst laufen. Wieder Aussprache diverser Drohungen, bis die Sendung schließlich (völlig ungeachtet der Drohungen) eingestellt wird.


11:00 Uhr: Die Hausfrauenrunde beginnt ihre Quasselstunde. Zeitgleich werden die ersten Störer aktiv, melden sich mit "Rülps" statt "Break"...schockiertes Schweigen auf der 31, bis sich Annegret (Skip Schreckschraube) wieder gefangen hat und den Störer mit einem über den Funk hörbaren Zeigefinger zur Ordnung ermahnt.

12:30 Uhr: "Scheisse, verdammte..." schallt es über den Äther. Ein früher Heimkehrer hat sein Auto an eine Straßenlaterne geparkt, als er damit beschäftigt war, die RF-Gain-Einstellungen am Funkgerät neu zu justieren. Ein erneutes "Scheisse" zeigt, das die richtige RF-Gain-Einstellung wohl immer noch nicht gefunden wurde. Sinuskurvenförmiges Fluchen, weil erst jetzt bemerkt wurde, dass man MicGain und RF-Gain verwechselt hat. Und den Schaden am Auto.

13:00 Uhr: Stille. Man sitzt beim Mittagessen, auf Arbeit oder ist damit beschäftigt, aus der Endstufe noch ein paar Watt herauszukitzeln. Daumenregeln wie die Quadrierung der Sendeleistung zur Erhöhung des Signals um eine S-Stufe werden gewissentlich ignoriert, ebenso wie alle Fehlabgleiche, die dank des Metallschraubenziehers vorgenommen werden: komisch, eben hats noch gestimmt???!

13:05 Uhr: Ein zaghaftes "Break?" mit tsunamiartigen Oberwellen, hörbar von Kanal 29 bis 32 prasselt in die Lautsprecher der Zuhörer. "Klappt das jetzt? Wilder Affe, QRZ". Es meldet sich die personifizierte Oberwelle mit "Einwandfrei!" - die Modulation erinnert an ein Spielzeughandy, aber dank der fehlerhaft eingestellten Potis im Funkgerät (Marke Kaputtrepariert) erscheint auch das als nicht relevant.

13:20 Uhr: Der Nachbar meldet sich über Band, nachdem er den 13:05-Uhr-Tsunami in seiner Stereoanlage vernommen hat. Ob das etwas mit den Abgleichversuchen zu tun hat? Keine Antwort, man ist nämlich mittlerweile damit beschäftigt, den 500-Watt-Röhrenbrenner vorzuglühen.

13:30 Uhr: Aus dem Tsunami wurde eine Sintflut, die Leuchtreklame der Firma gegenüber flackert rhythmisch im Takt der Aussendungen. Erste Rufe nach der Regulierungsbehörde ("Dir schick ich den Gilb") werden laut.

14:00 Uhr: Ständiges Trägerdrücken und ein schweres Atmen zeigen an, das jemand versucht, seine Stehwelle einzustellen – oder sucht er die Sendetaste? Man empfiehlt, der Antenne mehr Masse zu verpassen und ruckzuck ist der Schrottplatz ist um einen Meter Bahnschiene ärmer.


14:45 Uhr: Die Bahnschiene zeigt nicht die gewünschte Wirkung, Alternativen wie Kanaldeckel, Kochtopf oder Backblech werden vorgeschlagen. Bastel-Fred bietet sich an, eine Bohrung für einen DV27-Fuss an einer alten Bratpfanne vorzunehmen.

15:00 Uhr: Diverse HF-Experten schalten sich ein, preisen die Teflonbeschichtung der Pfanne als Dielektrikum an und versuchen, über den Eisenanteil die CB-Tauglichkeit diverser Stähle zu ermitteln. Hier kann man auf die Bastelerfahrung von Fred zurückgreifen, und 100 zerschossene Sende-Endstufen können sich nicht irren: Teflonpfanne geht nicht, weder mit Matchbox noch ohne Brenner.

15:20 Uhr: Erste Großprojekte werden geplant, die Hochantenne muss aufs Dach und ausserdem muss noch ein Wanddurchbruch für den 5-cm-Kabelbaum von Wohnzimmer zu Schlafzimmer vorgenommen werden. Aufgrund mangelnder Kernbohrgeräte wird mit einem gewöhnlichen Schlagbohrer vorgebohrt. Der Experte misst nicht, sondern bohrt nach Gefühl. Erstaunen, als die Bohrerspitze voller verbrannter Papierfetzen hängt – das Bücherregal des Nachbarn hat Federn lassen müssen. Schnell zukitten (250g Moltofill-Tube ins Bohrloch gedrückt), vielleicht merkts ja niemand.

15:30 Uhr: Die Bastelrunde muss jäh unterbrochen werden, weil das "Shack" überflutet wurde. Statt Bücherregal wurde die Wasserleitung angebohrt. Wassermasse ist im Gegensatz zur HF-Masse unerwünscht.

16:30 Uhr: Die Wassermassen wurden zurückgedrängt, der Nachbar besänftigt und auch der Kabelbaum wurde verlegt. Die Hochantenne ruft.

17:00 Uhr: Der Antennenbaum steht. Teilweise musste die Eindeckung des Daches dran glauben (so Radiale können eben doch schlagkräftig sein), aber „höhere Gewalt“ ist ja ein Vermieter-Problem.

17:15 Uhr: Mit 500 Watt wird nach allem gefunkt, was nicht bei „Drei!“ an die Wand gedrückt wurde. Zumindest einseitige DXe sind jetzt möglich. Ein Hoch auf den Bastler.
Zeitgleich macht sich der Hubschrauber der RegTP auf den Weg in Richtung des massiven Störsenders – klar, eine Sägezahnkurve solchen Ausmaßes macht dann doch den ein oder anderen Beamten nervös. Die parallele Alarmierung des SEK zwecks Erstürmung der Wohnung des HF-Terroristen geht in all dem Gewirr schon fast unter.

Und so ist es doch nur… ein ganz normaler Tag auf Kanal 31!
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as1muc
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Re: Ein Tag auf der 31

#2

Beitrag von as1muc »

:think:
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Turner+3
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Re: Ein Tag auf der 31

#3

Beitrag von Turner+3 »

:D
Je suis Charlie, ihr Fusselbartträger!
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chemic
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Re: Ein Tag auf der 31

#4

Beitrag von chemic »

CB-Funk, wie er leibt und lebt(e)...ein Bericht aus vergangenen Tagen...
Erinnert mich irgendwie an die alten Zeiten in den 80ern, da war so was ein vollkommen normaler CB Tag :lol:
Yaesu FT-817ND @ BTV MLA-M / Locator: JO41WM / Call: 13FB215
13 RF 071
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Re: Ein Tag auf der 31

#5

Beitrag von 13 RF 071 »

Das war 1965 ! Oder ?
samba4
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Re: Ein Tag auf der 31

#6

Beitrag von samba4 »

1965 war vor meiner Zeit. Der Großteil ist natürlich frei erfunden, aber ein paar Ereignisse stammen aus der Zeit 2000 bis heute :wink:
Samba 4 - Vincent - Karlsruhe, Ba-Wü - Kanal 27 FM
Hema 1338

Re: Ein Tag auf der 31

#7

Beitrag von Hema 1338 »

@RF071 nicht 1965 sondern später in den 75ern, bis weit in die 80ern,
gelegentliches Funkertreffen im Gerichtsgebäude

73 Mfg
Manne (13 RF074)
Yaesu FT857D

Re: Ein Tag auf der 31

#8

Beitrag von Yaesu FT857D »

Hema 1338 hat geschrieben:@RF071 nicht 1965 sondern später in den 75ern, bis weit in die 80ern,
gelegentliches Funkertreffen im Gerichtsgebäude

73 Mfg
Manne (13 RF074)
Nachdem die damalige Deutsche Bundespost, als Fernmeldebehörde (heute BnetzA) so manchen CB-Funker vor Gericht geladen hatte,
wegen Verstosses gegen das damals gültige FAG, wonach es nur Funkamateuren erlaubt war, z.B. Endstufen zu betreiben
oder es gab deftige Streitereien, die in Handgreiflichkeiten (Körperverletzungen) endeten..... :dlol:
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