Sprechstelle mit Telefunken Schwanenhals

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Badewanne
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Sprechstelle mit Telefunken Schwanenhals

#1

Beitrag von Badewanne »

In der Küche meines Rollheims habe ich immer wieder das Problem gehabt,
daß das V-Mike auf dem Tisch im Weg rum steht und dort auch akustisch nicht optimal ist,
nach Anschaffung einer Mikrowelle war es noch schlimmer.

Ich besann mich auf eine Lösung mit dem Mikrofon an der Wand.
Dazu brauchte ich noch ein Blech, mit dem ich den Schwanenhals befestigen kann.
Das Blech hat mir der Dorfschmied her gerichtet, mit einer Wölbung, oder Kröpfung,
damit man den Schwanenhals von Telefunken nicht ganz so arg rüberdehnen muß.

Der historische Schwanenhals aus den 50ern mit dynamischer Kapsel und Vorverstärker mit symmetrischem Ausgang
verlangte direkt nach einer Schaltung mit diesem IC von Plessey, der auch in der ICOM 911 verbaut ist.
Der IC hat einen niederohmigen (180 Ω) symmetrischen Eingang und einen AGC-Regelbereich von 120 dB,
da kann eigentlich nichts mehr schief gehen, das passt.
Das habe ich vor mehr als zwanzig Jahren mit schaltbarer S-Laut-Anhebung mal gebaut und
jetzt endlich montiert.

Hier erst mal noch die Einzelteile in funktionsüchtiger Verbindung.
Bild
Der große IC auf der Platine ist ein Tonrufgenerator, der Plesey-IC ist dualinline8pol.
Auf der 3,5mm Klinkenbuchse steht HF-PTT, da kann man die Ferntasten anschließen.
Die Buchse ist authentisch von einem Nokia Bündelfunk-Einbausatz.
Bild
So sieht es dann in der Küche montiert aus, vorne an der Mikrowelle hängt der Hand-Ferntaster.
Ja , die Platine findet auch noch einen Platz hinter der Wand, aber so kann man sie noch mal sehen.

Daneben das bisherige Küchenmikrofon, ein Sennheiser MKE42, (das hat in den 80ern mal 350 DM gekostet)
mit eigener Schaltung und Relais für die Ferntastenanwendung.
Das sieht von innen so aus
Bild
Im Vordergrund ist die Lochstreifenplatine mit dem Relais,
dahinter quer eine selbstgeätzte Platine aus den 80ern,
die mit bedrahteten Bauteilen ohne Bohrungen(recht praktisch) "oberflächenmontiert" war.
Die untere Schicht der doppelseitigen aber 0,5mm dünnen Platine ist durchgehend Masse,
dadurch spart man sich dann jegliche Abschirmmaßnahmen, das war auch SSB-tauglich.

Es ist ein drei Transistor AGC-Vorverstärker mit S-Laut-Anhebung,
der sich seit 1979 bei mir, kaum verändert, immer wieder findet.
Der "Verhau" funktioniert seit mehr als dreisig Jahren und dann noch die letzten 25 Jahre und
mehr als eine halbe Million Kilometer in einem Laster mit Blattfedern !

Grüße aus der "quarantäne" in Portugal, vielleicht hört Ihr das ja mal bei Überreichweiten.
Jetzt wisst Ihr schon, wie es aus sieht.
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Charly Whisky
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Re: Sprechstelle mit Telefunken Schwanenhals

#2

Beitrag von Charly Whisky »

Schöne "stylische" Lösung :tup:

Die Mikrowelle allerdings ist ein Stilbruch - ganz abgesehen von der Wirkung auf das darin zubereitete Futter :seufz:

Viele Grüße
Christian
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DocEmmettBrown
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Re: Sprechstelle mit Telefunken Schwanenhals

#3

Beitrag von DocEmmettBrown »

Charly Whisky hat geschrieben: Fr 10. Apr 2020, 19:18Die Mikrowelle allerdings ist ein Stilbruch - ganz abgesehen von der Wirkung auf das darin zubereitete Futter :seufz:
Ja, böse Zungen behaupten, daß die Speisen, wenn sie Wasser enthalten, darin warm werden.

73 de Daniel
FoxtrottMike
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Re: Sprechstelle mit Telefunken Schwanenhals

#4

Beitrag von FoxtrottMike »

Ja schön gelöst. :tup:
Und es ist eine echte Männerküche mit einem Dremel an der Wand .

Viel Spaß und allzeit Gute Fahrt.
FoxtrottMike
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Re: Sprechstelle mit Telefunken Schwanenhals

#5

Beitrag von FoxtrottMike »

13STW hat geschrieben: Fr 10. Apr 2020, 20:09 Die Mikrowelle ist nur zum Eier kochen

Das ist keine Mikrowelle. :nono:
Es ist eine getarnte Pa. :lol:
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Alpha Wolf
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Re: Sprechstelle mit Telefunken Schwanenhals

#6

Beitrag von Alpha Wolf »

Cool! :tup:
VG
gesendet mit DHL

Alles lief nach Plan, nur der Plan war Kacke.
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Badewanne
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Re: Sprechstelle mit Telefunken Schwanenhals

#7

Beitrag von Badewanne »

Das ist einfach erklärt.
Der AGC-IC hat zwei Verstärkerstufen, quasi OP´s.
Der Erste ist von der Regelung her in der Verstärkung veränderlich, also nicht gegeignet.
Der Zweite, fest in der Verstärkung, wird über den invertierenden Eingang angesteuert.
Da kann man vom Ausgang auf den Eingang einen Gegenkopplungswiderstand einbauen,
um die Verstärkung zu bestimmen, einfache OP-Technik.
Die Wirkung ist entsprechend der gewählten Verstärkung mehr oder weniger steil.

Wenn man nun den Gegenkopplungswiderstand z.B. 100kΩ zweigeteilt ausführt,
also zwei mal 47kΩ in Serie und an dem Verbindungspunkt einen Kondensator gegen Masse,
dann hat man in der Gegenkopplung eine S-Laut-Absenkung,
was am Ausgang eine S-Laut-Anhebung bringt.
Das hat schon bei den "Denfei-Mikes" viel an Verständlichkeit gebracht.

Das war im Fachkundebuch Schaltungstechnik der Berufsschule, das hab ich noch gewußt. :D

Beim Sennheiser ist es eine Drei-Transistor-AGC-Verstärkerschaltung,
da hat man nun so keine Gegenkopplung, da kann man nur einen schwachen Effekt erzielen,
wenn man in die Signalleitung vor dem Poti in Serie einen Widerstand z.B. 1kΩ einbaut und
dem dann parallel einen Kondensator mit 100nF oder 220nF drauf setzt.
Das Sennheiser hat aber auch eine Kondensatorkapsel,
die bringt von Haus aus mehr S-Laute, da braucht es nicht so viel Anhebung.
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Badewanne
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Re: Sprechstelle mit Telefunken Schwanenhals

#8

Beitrag von Badewanne »

Bei dem Densei-Mikrofon damals hatten wir Funkgeräte mit einem breiteren Eingang,
das passte so, aber das würde heute wenig bringen, weil die Funkgeräte quasi wie ein Flaschenhals
alles auf eine minimale Bandbreite zusammenschnüren. Das wäre dann wie in dem alten bayrischen Sprichwort:
"Zerscht schdregga, na schdaucha, na konnst´d des eh nimma braucha !"

Dieses schmale Fenster für den Ton reicht für einen Testton,
aber für eine verständliche Modulation sollte es breiter sein.
Die Vorschriften , der Modulationsindex, kurz der Formelkram,
lassen eine größere Nutzbandbreite zu, als und die Hersteller in Fernost zu gestehen.

So habe ich bei meiner Jackson II den Frequenzbereich in dem Regelrahmen erweitert,
auf FM den Hub sogar von 2,2kHz Werkseinstellung auf 1,85kHz zurück gedreht,
damit die Nachbarkanalleistung unter der gesetzlichen Schwelle bleibt,
es reicht ja auch, wenn man nur auf diesem Kanal zu hören ist.
Das Ergebnis ist gut laut und voll zuhören, wie die vielen DX-Verbindungen auf FM bestätigen.
Nur ein paar Maas DX 5000 Benutzer beklagten bei FM einen dumpfen Ton,
aber das sind keine Maßgeblichen Funkgeräte.
Linear ist Trumpf.

An der im Frequenzgang erweiterten Jackson II ist die S-Laut-Anhebung von dem
Sennheisermikrofon also gar nicht so gut, helle Kapsel und starke S-Laut-Anhebung, das wird schnell zu viel.
Da kann man nur ganz leicht angehoben rein fahren und das macht das Telefunken Schwanenhals Mikrofon.
So war ich eine Weile glücklich und zufrieden.
Aber nach einiger Zeit bei großen Temperaturen bis 38°C im Korkeichenwald im Alentejo war da ein Geräusch.

Gelegentlich höre ich mein Sendesignal mit einem Kontrollempfänger ab, da fiel das auf.
Vielleicht bin ich da paranoid, aber ich muß einfach ein sauberes Signal haben.

Es war ein rauschendes Prasseln, das kenn ich,
der Germaniumtransistor im Schwanenhals stirbt langsam.
Ich muß da rein, aber wie, das hat eine Weile gedauert, bis ich drauf kam,
das Gehäuse-Vorderteil mit der Kapsel ist eingeklebt und nur mühsam wie das Eichhörchen zu öffnen.
Drinnen habe ich zunächst die Elkos überprüft, weil man das doch gleich einem Mantra immer wieder
auf so Funkbastelseiten sieht, wie in japonsische Billigfunkgeräte wegen Elkos nach 30 Jahren schon durch sind.
Die Siemens hier hatten die aufgedruckten Werte auf 5% genau eingehalten und keinen meßbaren Leckstrom.
Und das nach über 50 Jahren !

Bei dem Trasistor, der einen kleinen Symmetrierübertrager ansteuert,
handelt es sich um einen AC 122 mit lila Aufdruck
des ist ganz was Rares, des finded ma ned leicht.
Für´s Erste tat es ein BC 557 als Ersatz, den ein Nachbar mitten in den Bergen Portugals
mal eben so vorbei brachte, der hat halt ein helles Rauschen im Hintergrund mit gebracht,
der Tansistor, nicht der Nachbar.
Das Mikrofon war wieder einsatzbereit, eine Urlaubsimprovisation, da muß ich noch mal ran.

Wieder zu Hause in meiner Funkwerkstatt machte ich zunächst noch Versuche mit Germaniumtransistoren,
ich habe sogar noch einen AC 122 mit schwarzem Aufdruck, aber die hatten aber alle einfach mehr Rauschen,
als ein BC 415B, der jetzt brav seinen Dienst tut. :)
Den hatte ich noch aus den 80ern, als ich diese Drei-Transistor-AGC-Verstärker mit den BC 413ern gebaut habe.
Man hört jetzt wieder deutlich die Küchenuhr ticken, wenn ich nichts sage, alles wieder gut, oder gar besser.

Vielleicht wäre ein BC 415A noch besser, weil er weniger Verstärkung und damit weniger Rauschen bringt,
aber so was bekomme ich wahrscheinlich nur noch in einem "Antiquariat",
aus China wird wohl kaum etwas Glaubwürdiges kommen.

Das historisch wertvolle Schwanenhalsmikrofon erfuhr somit einen "upgrade" von Germanium auf Silizium . :D
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Sprechstelle Wohnzimmer

#9

Beitrag von Badewanne »

Damit ich jetzt nicht gleich einen neuen Fred aufmache und
weil dieser hier noch nicht mit "unflätigem Geschwätz" vermüllt ist,
was mich echt freut, hier ein Bericht über mein Wohnzimmer-Mikrofon.

Es ist so wie Vieles , das durch meine Hände ging, auch etwas dem Fahrzeugkonzept entsprechend,
ein Phönix, oder zwei, aus der Asche, die Geräte waren schon auf dem Müll und ich hab mich gebückt.
Nach Jahren, da sie nur rum lagen, eine Reparatur schien unrentabel,
habe ich vor zwanzig Jahren doch noch mal etwas draus gemacht.

Das sind ein Schwanenhalstischmikrofon einer Bündelfunkanlage von Nokia und
ein Car-HIFI-Booster "interconti car HIFI EQ 15340" mit Grafik-Equalizer und Spektrum-Anzeige.

Die Glühbirnen der Hinterleuchtung des LCD habe ich mit superhellen LEDs aus einer Lebensmittelbeleuchtung ersetzt.
Damit kommt jetzt das grün kräftiger raus, ohne daß es gleich blendet, man kann da mit den Vorwiderständen gut anpassen.
Das Bündelfunkmikrofon hat eine Mikrofonkapsel mit Richtwirkung,
welche die Reflektionen der Wände und den damit verbundenen dumpfen Raumklang reduziert,
es steht normal auf dem Tisch und ist hier nur fürs Foto.

In dem Fuß des Bündelfunkmikrofon habe ich einen meiner bewährten "drei Transistor" Vorverstärker eingebaut,
damit für den Equalizer-Booster ein einigermaßen gleichmäßiger Pegel von etwa 700mV zur Verfügung steht.
Am Eingang vom Booster muß man natürlich auch die kleinen niederohmigen Ballastwiderstände ausbauen,
sonst bricht der hochohmige Pegel des Vorverstärkers zusammen, das muß man impedanz-richtig machen. :think:

Der Booster Bestie wurden die Zähne gezogen, das heißt die vier Endstufen ICs TDA2003 wurden aus gebaut.
Die Stromaufnahme hat sich gewaltig reduziert. :wink:
Dafür wurde ein Relais eingebaut mit dem man zwei mal um für das Funkgerät hat und
auch noch einen Kontakt, der den Radio über den Phone-input mutet, wenn ich auf die PTT drücke. :D

Der Vorverstärkerzweig mit dem Equalizer und dem Spektrum-"Darsteller" wurde entsprechend angepasst verbunden.
Zunächst braucht man ja einen hohen Pegel, damit die Aussteuerung auch schön sichtbar ist,
aber das ist dann am Ausgang so um ein Volt NF, was wiederum angepasst werden muß.
Der hohe Pegel vom Ausgang wird dann wieder auf die bis 10mV Mikrofoneingangspegel runter geteilt und
dem Funkgerät zugeführt.
Die Versorgung wurde zum Teil für die "schweren Lasten" wie Relais und Beleuchtung extra geführt,
die Versorgung der Vorverstärker kommt aus dem Funkgerät, das vermeidet Brummschleifen.
Was in den 80ern für das Auto nur mäßigen Erfolg brachte, ist jetzt am Funk echt praktisch.
Damit habe ich vier Frequenzgangskurven abgespeichert und kann entsprechend schnell umschalten,
je nach dem, wie mein Gegenüber ein Funkgerät mit dunkler oder heller Wiedergabe hat.

Ein Mikrofon, mit dem man es jedem recht machen kann ! :banane:

An der Stelle, da auf dem Bild die Jackson II provisorisch "eingezwickt" ist,
war lange Zeit eine TEAM Euro 8012 montiert.
Am Mikrofonstecker hängt der PTT-Hand-fern-Taster, den man z.B. auf dem Sofa liegend verwenden kann.
Parallel dazu funktioniert ein Fuß-tret-Taster einer alten schweizer Nähmaschine unter dem Tisch,
wie der redundante Fuß-tret-Taster, links vom Schwanenhals, der auch nur für das Foto da hin gelegt wurde.

Das ALAN 48 Handmikrofon habe ich mal für die Euro 8012 angepasst umgebaut und
bin echt überrascht, daß es auch an der Jackson II so hervorragend spielt.
Der Kühlkörper mit der kleinen Platine mit der roten LED, der davor hängt,
ist ein Schalter mit FETs für die Arbeitsplatzbeleuchtung, der hängt da seit zwanzig Jahren provisorisch. :lol:

Bild
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