Dipol hat geschrieben:Blitze gehören zu den am intensivsten untersuchten Naturphänomenen. Blitzkugel- und Schutzwinkelverfahren wurden in Hochspannungslaboren empirisch gründlich untermauert, was aber nicht ausschließt, dass Blitzkanäle durch Sturm auch mal verweht werden und stromschwache Blitze durch die Blitzkugelradien schlüpfen können. Wie schon steff festgestellt hat, gibt es keinen 100 %-Schutz, aber auch nichts besseres.
Dem letzten Satz wage ich zu widersprechen. Es gibt durchaus einen 100 %-Schutz, nämlich ein faradayscher Käfig. Es gibt sicherlich auch Gebäude in der Praxis, die einem Faradaykäfig sehr nahe kommen. Zum Beispiel Gebäude deren gesamte Außenhülle mit (Well-)Blech verkleidet sind, wie diverse Industriehallen, aber auch Wohngebäude.
Eine nachträglich installierte Blitzschutzanlage geht immer von Annahmen aus. Je nach gewünschter Blitzschutzklasse geht man ja offenbar von unterschiedlichen Blitzradien aus, für die dann die Maschenweite der Fangeinrichtungen festgelegt wird.
Dipol hat geschrieben:Blitze orientieren sich selbstverständlich nicht an Normen, Normen aber umgekehrt am Stand von Wissenschaft und Technik und somit auch an den Erkenntnissen über Blitze wie z. B. über deren Stoßstromparameter. Das hat sich aber noch nicht zu jedem herum gespochen und so amüsieren sich gelegentlich Ahnungslose schon beim Stichwort Normblitz köstlich.
Gibt es denn auch belastbare Studien, die die Wirksamkeit einer am Wohnhaus installierten Blitzschutzeinrichtung belegen? Da die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlags offenbar einem 6-er im Lotto gleicht und nur ca. 1 % aller Gebäude einen Blitzschutz aufweisen, dürfte der Erfolg oder Mißerfolg einer Blitzschutzmaßnahme nicht eben leicht nachzuweisen sein.
Wen kann ich verantwortlich machen, wenn 30 Jahre nach Erstellung meiner Blitzschutzanlage doch ein Blitz in mein Haus einschlägt und sich damit die Unwirksamkeit der Anlage herausstellt? Mein zuständiger Blitzschutzfachmann lebt dann evtl. ja gar nicht mehr (womöglich in seinem Haus vom Blitz erschlagen
).
Dipol hat geschrieben:Nicht jeder Lottospieler macht einen Hauptgewinn und nicht jede ungeerdete Antennen wird vom Blitz getroffen. Nach
GdV-Statistiken sind die durchschnittlich 4 Todesfälle pro Jahr durch Blitzschlag fast ausschließlich Ereignissen außerhalb von Gebäuden zuzuordnen. Wirtschaftlicher Blitzschutz von Gebäuden hat somit primär die Aufgabe die immensen
Blitzschäden zu mindern.
So betrachtet wäre es wesentlich wichtiger, ich würde hier meine Antenne (und natürlich das Haus) vor neuerlichem schweren Sturm und Großhagel schützen, die hier in der jüngeren Vergangenheit schon schwere Schäden an fast jedem Gebäude angerichtet hatten.
Dipol hat geschrieben:Mikelectric hat geschrieben:Irgendwo hatte ich auch mal gelesen (finde leider die Quelle nicht mehr), dass eine Dachantenne das Risiko eines Blitzeinschlags nicht erhöht. Wenn dem so ist, dann ist doch jedes Haus ohne Blitzschutzanlage und ohne Dachantenne genau so gefährdet wie mit Dachantenne. Dann fährt der Blitz eben in ein Dachfenster oder durch die Ziegeln in die nächste Elektroleitung. Sehe ich das falsch? Warum macht man dann wegen dem bisschen Antenne eigentlich so einen Aufstand? Dann müssten doch die gleichen Normen auch für jedes Dachfenster gelten? Und Häuser ohne Blitzschutz müssten dann verboten werden?
Antennen stellen nun mal einen Bypass für Blitzströme dar, warum aber Edelstahlschornsteine nur bei Gebäuden mit Blitzschutzanlagen gegen Blitzeinschläge geschützt werden müssen ist logisch nicht zu begründen. Als OM sollte man immerhin so viel Verantwortungsbewusstsein haben, wenigstens das für Haushaltsantennen geforderte Sicherheitsminimum auszuführen. Das hat mit einem Aufstand nix zu tun, die notorische Geiz-ist-geil-Verweigerung einfachster Sicherheitsstandards aber schon.
Macht es denn für den Blitz einen großen Unterschied, ob metallische Teile und Elektroleitungen "innerhalb" des Gebäudes direkt unterm Dach liegen, nur durch 2 cm dicke Ziegeln getrennt, bzw. hinter einer modernen Vollwärmeschutzwand aus dem Fertigbau, bestehend nur aus Holzfaserplatten und Isolierschicht, oder "knapp außerhalb" des Gebäudes? Ich vermute der Blitz der kommen will, der kommt auch noch durch die paar Zentimeter bis ins Haus. Vielleicht gut, wenn man sein Bett dann nicht gerade an einer Dachschräge stehen hat?
Ob da die Antenne mit Mast tatsächlich den ach so ungünstigen Bypass für den Blitz darstellt wäre mir erst mal zu beweisen.
Ich finde z. B. nirgends (Zeitlupen-)Aufnahmen von Versuchen, wo ein Blitz in eine Antenne fährt und die Auswirkungen zu sehen sind. Gibt es solche Aufnahmen irgendwo?
Könnte es nicht auch so sein, dass sich durch die Ängste der Menschen vor Unwetter und Blitzen ein lukrativer Markt entwickelt hat? Da kann man doch mit einer Blitzschutzanlage evtl. auch vorwiegend ein "subjektives Gefühl der Sicherheit" verkaufen? "Ich habe zuhause etwas getan und fühle mich daher geschützt" - "werde aber auf dem (öffentlichen) Fußballplatz dann leider doch vom Blitz erschlagen"
Wenn das Risiko eines Blitzeinschlags durch eine Dachantenne nicht höher wird, dann hat auch der Versicherer kein erhöhtes Risiko zu tragen. Dann kann sich der Versicherer doch auch nicht herausreden und Schadensregulierung verweigern, wenn die Einhaltung gewisser Normen nicht verpflichtend ist. Der Beweis der Nützlichkeit des technisch Machbaren wird mir allmählich wieder suspekter, je mehr ich darüber nachdenke